Supercoup der Mineralölkonzerne

ExxonMobil und Co könnten ihre Rekordgewinne kaum lukrativer anlegen als in der Ölförderung im Irak

Erdöl aus dem Irak würde die Ölversorgung der USA langfristig sichern

BERLIN taz ■ Ihre Pläne im Irak hätten für die angloamerikanischen Mineralölkonzerne zu keinem besseren Zeitpunkt publik werden können. Denn ExxonMobil, ChevronTexaco, RoyalDutch-Shell und BP stehen in ihrem größten Markt, den USA, unter Druck: Ihre Gewinne brechen Rekorde, während Benzin und Heizöl für die Verbraucher immer teurer werden. Politiker denken laut über eine Sondersteuer nach. Verbraucherinitiativen fordern Preissenkungen und Sanktionen, wenn die Unternehmen das Geld nicht in den Ausbau ihrer Raffinerien stecken, damit sie mehr Öl auf den Markt bringen können – dann würden sich die Preise stabilisieren. Exxon & Co können nun darauf verweisen, dass sie mit dem Öl aus dem Irak nicht nur diesen kurzfristigen Effekt schaffen, sondern die Ölversorgung der USA auch langfristig sichern könnten.

Das Geld für die Investitionen in den teilweise zerstörten Ölfeldern haben sie: Branchenführer Exxon verbuchte allein von Juli bis September einen Gewinn von 9,9 Milliarden US-Dollar, den höchsten Quartalsgewinn der US-Geschichte. Aber auch die britisch-niederländische Shell verzeichnete ein Plus von 9 Milliarden, die britische BP erlöste 6,5 Milliarden, die Nummer zwei in den USA, Chevron, 3,6 Milliarden US-Dollar Gewinn.

Und tatsächlich wären die Milliarden im Sinne der Ölkonzerne nirgends besser angelegt als im Irak. Zum einen verfügt dieser mit mindestens 112 Milliarden Fass nach Saudi-Arabien über die zweitgrößten Ölreserven der Welt – das US-Energieministerium geht sogar davon aus, dass es bis zu dreimal so viel sind. Zum anderen ist dieses Öl billig zu fördern und von einer exzellenten Qualität, die von den US-Raffinerien problemlos zu verarbeiten ist. Nicht zuletzt sind die Förderkapazitäten im Irak weit ausbaubar: von derzeit rund 2 Millionen auf bis zu 4,4 Millionen Fass im Jahre 2010.

Ähnlich lukrative Alternativen gibt es für Exxon & Co derzeit kaum. Zumal ihnen die asiatische Konkurrenz im Nacken sitzt – und manchmal auch die Politik entgegensteht: Geschäfte im Iran etwa, der ein ähnliches Steigerungspotenzial bei der Förderung besitzt, dürften bei der jetzigen politischen Konstellation kaum in Frage kommen. BEATE WILLMS