berliner wasg
: Doch eine Gurkentruppe

„Jedermann weiß, wenn er auch sonst nichts weiß …“, lautete einst der Appetizer von Karl Marx für Bekanntes, allzu Bekanntes. Und Stefan Liebich, Nochvorsitzender der Berliner Linkspartei.PDS, setzte diese Klassikertradition des Besserwissens fort, als er zur Berliner WASG einmal sagte: „Eine Gurkentruppe.“

Kommentar von UWE RADA

Zwar hat Liebich diese Worte wieder zurücknehmen müssen, weil im Bund Wahlkampf gegeben wurde und Gregor Gysi sich anschickte, mit Oskar Lafontaine gemeinsame Sache zu machen. Doch das ist lange her, und der Berliner Landesverband ist der WASG kein Ableger der Mutterpartei. Vielmehr machte der neue Landesvorstand gestern den Weg dafür frei, bei den nächsten Abgeordnetenhauswahlen nicht mit der, sondern gegen die PDS anzutreten. Hatte Liebich also doch Recht?

Zunächst einmal ist die gestrige Entscheidung zu erklären mit der Geschichte des Berliner Landesverbands der WASG. Wer sich aus Enttäuschung über die Regierungspolitik der PDS aus derselben zurückzieht, wird unglaubwürdig, wenn er aus wahlarithmetischen Überlegungen wieder in deren Arme flüchtet. Das ist solange konsequent, solange es offen war, wohin die Bundes-WASG geht.

Spätestens der Aufritt von WASG-Bundesvorstand Klaus Ernst hätte den Berliner Genossen deutlich machen müssen, dass die Sache auf Bundesebene entschieden ist. Warum sich also an einer Art WASG (ML) versuchen? Warum nicht die neue Partei verlassen und unter eigener Fahne antreten? Antwort: Weil die PDS-Gegner ohne das Label WASG nichts anderes sind als eine linke Sekte ohne Wahlchancen. So aber bleiben sie, da hat Liebich Recht, eine Gurkentruppe. Lenin, auch ein Klassiker, hätte vielleicht drastischer formuliert: eine Kinderkrankheit.