unterm strich
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Eine irgendwie interessante Meldung, bei der man allerdings nicht recht weiß, was man damit anfangen soll: Im Ruhrgebiet arbeiten inzwischen mehr Menschen in der Kulturwirtschaft als im Bergbau, was gestern eine vom nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerium erstellte Studie ergab. Während noch 39.000 Kumpel in den Bergwerken des Reviers arbeiteten, gibt es in den rund 10.000 Betrieben der Kulturwirtschaft inzwischen rund 42.000 Arbeitsplätze. Vielleicht können die dann auch etwas von der Steinkohlesubvention abbekommen? Oder Orden als Helden des Strukturumbaus erhalten? In den gefühlten 2 Millionen Kulturbetrieben Berlins arbeiten übrigens garantiert mehr Menschen als in allen anderen Sparten zusammen. Na ja, arbeiten … sind kreativ, sagen wir mal lieber.

Nicht recht dazu passen will allerdings eine andere Meldung: Auch die Kulturwirtschaft in Deutschland leidet nämlich massiv unter der Konjunkturflaute. In neun ausgewählten Kulturbranchen von Verlagswesen und Film bis zu Buchhandel und Design ist seit dem Jahr 2000 bundesweit ein Umsatzrückgang von fast zehn Milliarden Euro zu verzeichnen. Dies haben Michael Söndermann vom Bonner Arbeitskreis Kulturstatistik und der Kulturberater Bernd Fesel ermittelt. Lag der Umsatz mit Kunst und Kultur zu Jahrtausendbeginn noch bei gut 83 Milliarden Euro, so sank diese Summe bis 2003 auf knapp 74 Milliarden Euro, sagte Fesel gestern der dpa in Düsseldorf.

Eins der vielen seltsamen Begleitaspekte dabei: Selbst in Branchen mit sinkenden Umsätzen sind zahlreiche Unternehmen neu gegründet worden, wodurch die Zahl der Selbstständigen und Firmen mit 134.000 konstant geblieben ist. Trotzdem schlägt Fesel Alarm: Auch wenn die meisten Kulturpolitiker dies nicht hätten wahrhaben wollten, „aber die deutsche Kulturwirtschaft hat einen Schwächeanfall“, sagte er. Besonders deutlich sei der Abwärtstrend in Deutschland bei der Filmwirtschaft und TV-Produktion, wo nach 2000 binnen drei Jahren ein Umsatzminus von über zehn Prozent zu verzeichnen gewesen sei. Auffällig sei jedoch, dass gerade hier kleinere Unternehmen noch ein deutliches Plus erzielen konnten, die „Giganten“ aber auf dem deutschen Markt kräftige Abstriche hätten hinnehmen müssen. Weitere herbe Umsatzverluste zwischen fünf und drei Prozent hätten Architekten, Designer, Rundfunk- und TV-Unternehmen sowie Verlage betroffen. Als einzige der neun Branchen hätten selbstständige Journalisten und Nachrichtenbüros (plus 3,8 Prozent) sowie die Museen (plus 6,4 Prozent) zwischen 2000 und dem Jahr 2003 Umsatzzuwächse zu verzeichnen gehabt.