Das Comeback gelang nicht mehr

Franz Schönhuber, Gründer der rechten „Republikaner“, ist tot. Vor sechs Wochen noch trat er für die NPD in Dresden an

MÜNCHEN taz ■ Einen schlichten Kranz plant Johann Gärtner, bayerischer Landesvorsitzender der „Republikaner“, „ohne Heuchelei“. Darauf ein kurzer Spruch: „Dem ehemaligen Vorsitzenden. Die Republikaner.“ Mehr Gedenken an den Parteigründer Franz Schönhuber gibt es nicht. „Ich weiß nicht einmal, wann seine Beerdigung ist“, sagt Gärtner. „Es ist eben auch alles fast zu lange her.“

1983 war es, da hatte Schönhuber gemeinsam mit den aus der CSU ausgetretenen Bundestagsabgeordneten Franz Handlos und Ekkehard Voigt die „Republikaner“ gegründet. Bis 1994 war er Parteivorsitzender, dann trat er aus und sympathisierte jahrelang mit den beiden anderen rechten Parteien DVU und NPD. Am vergangenen Sonntag ist Schönhuber gestorben, an einer Lungenembolie infolge einer verschleppten Grippe.

Vielleicht hat er sich die Infektion bei seinem allerletztem Stimmensammeln eingefangen, als er, der 82-Jährige, vor einigen Wochen in Dresden an den Wahltischen der NPD stand. Eigentlich hatte sich der ehemalige Europaparlamentarier Schönhuber schon zurückgezogen aus der Politik, doch als die Dresdner Wahlkreiskandidatin der NPD verstarb, sprang er noch mal ein. Um als Promi alle rechten Stimmen zu sammeln.

Doch die Dresdner Nationalen und Rechtskonservativen glaubten nicht so recht an ein Comeback des alten Mannes, der so sehr taktiert hatte in seiner politischen Laufbahn und in den letzten 60 Jahren allen wesentlichen rechten Parteien nahe stand. Nur 3.776 Erststimmen bekam Schönhuber bei der Dresdner Nachwahl am 2. Oktober als parteifreier Ersatzkandidat auf der NPD-Liste.

Das Ergebnis hat dem Rechtspopulisten und Ruhmsüchtigen sicher schwer zu schaffen gemacht, wollte er doch noch einmal anknüpfen an die Erfolge der deutschen Rechten Ende der Achtziger-, Anfang der Neunzigerjahre. Bei der Europawahl im Juni 1989 hatten die „Republikaner“ unter seiner Führung bundesweit 7,1 Prozent der Stimmen geholt.

In Bayern, seinem Stammland, holte Schönhuber gar 14,1 Prozent. Die Leute dort kannten ihn eben noch, als streitlustigen Moderator der Runde „Jetzt red I“ im Bayerischen Fernsehen. Nach heftiger Diskussion über sein erstes Buch „Ich war dabei“ kündigte ihm der Bayerische Rundfunk die prominente Position 1982. Zu beschönigend war die Autobiografie des früheren NSDAP-Mitglieds geraten, zu wenig distanzierte er sich von den Idealen der Waffen-SS.

Immer wieder wechselten in den nächsten Jahren Schlappen und Erfolge. 7,5 Prozent der Westberliner stimmten bei der Senatswahl 1989 für die „Republikaner“, und bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg 1992 erhielt die Partei 10,9 Prozent. Es war die Zeit, als die Republik unter der vermeintlichen Asylbewerberlast ächzte, Ausländer zu Tode gehetzt wurden und ein Plattenbau in Rostock-Lichtenhagen brannte. Schönhuber selbst war nicht dabei beim Steinewerfen, aber er wollte die Stimmung im Lande nutzen und die deutschen Rechten einen, wie er es im Europaparlament vorgemacht hatte mit seiner Koalition aus französischem „Front National“ und flämischem „Vlaams Blok“.

Das war selbst seiner eigenen Partei zu viel. „Er hat damals die größte Chance vertan, als er unbedingt mit dem gesamten Spektrum paktieren wollte“, erinnert sich Rep-Chef Gärtner. Stattdessen gab es Zank über die gewünschte politische Schattierung, Schönhuber wurde 1995 schließlich zum Parteiaustritt gedrängt und versuchte sich bei der Bundestagswahl 1998 als Parteifreier auf der Münchner DVU-Liste. Ergebnislos. Ebenso wie die Reps, die sich von den damaligen Querelen nicht mehr erholt haben. MAX HÄGLER