„Afrika wird brennen“, warnt der Chef der AU

Präsident der Afrikanischen Union konstatiert Perspektivlosigkeit: „Unsere Jugend wählt den Weg der Gewalt“

BERLIN taz ■ Der Präsident der Kommission der Afrikanischen Union (AU), Alpha Oumar Konaré, hat vor einer Explosion von Gewalt in Afrika gewarnt. Der Kontinent „wird brennen“, wenn nichts gegen seine fortschreitende Verarmung unternommen werde, sagte Konaré am Donnerstag vor dem AU-Parlament im südafrikanischen Midrand. „Unsere Jugend wird den Weg der Gewalt wählen, wenn wir ihr keine Alternative aufzeigen.“

Konaré, früherer Präsident von Mali, äußerte sich explizit im Zusammenhang mit den jüngsten Debatten in Europa über illegale Einwanderung aus Afrika und Gewalt junger Migranten in den Pariser Vorstädten. „Heute haben wir hunderttausende von Menschen, die im Busch und in der Wüste herumirren, auf der Suche nach einem Ausweg. Bald werden es Millionen sein, denn Afrika wird immer ärmer … Wenn sich nichts ändert, wird unser Kontinent in 25 Jahren ausgelöscht sein.“ Der als Wegbereiter der Demokratie in Mali respektierte Politiker rief Afrika dazu auf, Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und die panafrikanischen Institutionen der AU schneller funktionsfähig zu machen. Nationalstaaten hätten in Afrika keine Zukunft. Die AU dürfe aber nicht auf eine „Liga schwarzer Staaten“ reduziert werden, und das arabische Nordafrika dürfe sich nicht abspalten.

Konaré äußerte sich kurz vor Auftakt des diesjährigen franko-afrikanischen Gipfels, der am Wochenende in Malis Hauptstadt Bamako ausgerechnet unter dem Motto „Die afrikanische Jugend: ihre Vitalität, Kreativität und Hoffnungen“ tagt. Die afrikanische Auswanderung und die Notwendigkeit, mehr Chancen für Jugendliche in Afrika zu schaffen, standen im Zentrum der ministeriellen Beratungen im Vorfeld des Gipfels. Malis Außenminister Mortar Ouane rief zu koordinierten europäisch-afrikanischen Bemühungen in drei Richtungen auf: Friedenssicherung, Schaffung von Arbeitsplätzen, Zugang zu Gesundheits- und Bildungswesen.

Während Ouane in Mali sprach, stellte das UN-Büro für Westafrika im Nachbarland Senegal eine Studie vor, wonach die meisten Arbeitsplätze in der Region durch Kriege entstehen. „Krieg ist der größte Arbeitgeber in Westafrika, und Konflikte geben den Jugendlichen die größten Hoffnungen“, sagte UN-Sonderbeauftragter Ahmedou Ould Abdallah. Es gebe ein „Problem der Frustration“ unter Westafrikas Jugend, die zum großen Teil „nur auf Auswanderung oder Bereicherung in öffentlichen Ämtern hofft“. Das eigene Land zu verlassen, um woanders Krieg zu führen, „bringt ihnen Prestige und Respekt, sie setzen sich gegenüber der Gesellschaft durch“. Die betroffenen Regierungen dürften nicht länger mit dem Verweis auf gesamtafrikanische Probleme ihre Verantwortung für eine bessere eigene Politik abschieben. DOMINIC JOHNSON