Dampfraumpolizei?

Die Lesben und Schwulen in der Union fordern, gummilosen Sex unter Homosexuellen zu bestrafen

Sie haben in der Partei ihrer Herzen nichts, gar nichts zu melden. Lesben und Schwule in der Union, kurz: die LSU, haben nun zumindest einen feinen PR-Erfolg verbuchen dürfen – und zwar im Zusammenhang mit einem Beitrag des ARD-Magazins „Report aus Mainz“: Dort wurde im Vorschein des Weltaidstages vor Männern gewarnt, die beim Sex mehr oder weniger vorsätzlich auf ein Kondom verzichten. Wie in alten, schlechten Tagen, als vom Spiegel Aids noch zur „Schwulenseuche“ hochgejazzt wurde, wurde in diesem Filmchen suggeriert, Schwule seien verantwortungslos – weshalb man so genannter Barebacker (Männer, die ohne Sattel reiten, heißt: Ficken ohne Gummi) habhaft werden müsse, um sie zu bestrafen.

Zwar wussten auch die Unionsgesundheitspolitiker Rita Süssmuth und Heiner Geißler schon in den Achtzigern, dass eine aufklärende Arbeit nur ohne Zwang und Androhung von Sanktionen gedeiht – aber was schert das schon, wenn es um die ungeheuren Ängste von nichtschwulen Männern und Frauen geht, denen ein Schwuler ohnehin wie ein apokalyptischer Reiter vorkommt? Man stelle sich vor, wie man diese Männer erwischen will: per Razzien in Mannschaftsstärke?, Schlagstockeinsätze im Dampfraum?, verdeckte Ermittler auf Sexpartys?, Informelle Mitarbeiter („IM Stoß“? „IM Präser“?), also Denunzianten, oder gar mit Videokameras in allen einschlägigen Kneipen, Saunen und Parks?

Die LSU jedenfalls will endlich von ihren ParteihierarchInnen ernst genommen werden – und fordert nicht die Härte des …, aber des Gesetzes: Wer barebackt, soll ins Kittchen. Immerhin: eine Bundestagsabgeordnete aus dem Hessischen hat sich erbarmt und sich der Forderung, über die alle, buchstäblich alle Gesundheitspolitiker und -arbeiter nur beschämt lachen, angeschlossen: Auch sie finde, dass man den Dingen, wie in Österreich schon möglich, den Garaus machen müsse. Ein Anruf in Wien hätte gereicht, um die Absurdität des Unterfangens zu erkennen.

Die echten Sexfreischärler, deren es ja nicht viele gibt, trifft man eben nicht dort, wo Politiker glauben, dass sie sein müssten. Sondern in privaten Zusammenhängen, auf geschlossenen Feiern … oder in Hotelzimmern auf Parteitagen, wie man aus verlässlicher Quelle hört, wenn die Rede auf den jüngsten Unionsparteitag kommt. Na, wenn das die Kanzlerin wüsste! Der LSU-Vorschlag ist eine Idee von Menschen, die das Wort Rechtsstaat auch nach neuer Rechtschreibung buchstabieren können: aber nicht dem Inhalt nach. Kontraproduktive Panikmache, das! JAF