Vereinte Nationen vs. Vereinigte Staaten

Was ist Folter? Die UNO hat eine klare Definition. Die USA gönnen sich weitgehende Interpretationen

Die UN-Konvention gegen Folter aus dem Jahre 1987 spricht eine klare Sprache: „Folter meint jeden Vorgang, bei dem ernsthafter Schmerz oder ernsthaftes Leid, sei es körperlich oder geistig, einer Person absichtlich zugefügt wird, weil man von ihr oder einer dritten Person Informationen oder ein Geständnis erhalten will.“

Das mittlerweile 13 Jahre alte Handbuch des Pentagons zum Umgang mit Verhören verankert in seiner Präambel ausdrücklich, international anerkannte Standards einzuhalten. Es wird gegenwärtig, nach den Skandalen in Guantánamo und Abu Ghraib, überarbeitet und soll jede unmenschliche Behandlung verbieten, darunter auch Schlafentzug und den Einsatz von Hunden. Geplant war, es Mitte November vorzustellen, doch das Weiße Haus legt sich quer, will es doch weitaus harschere Verhörmethoden durchsetzen.

CIA-interne so genannte „sechs erweiterte Befragungstechniken“, die nur von ausgewählten Spezialisten angewendet werden dürfen, geben weiten Spielraum bei Verhören. Erlaubt ist demnach, dass der Befrager den Verdächtigen vorne am Hemd greift und ihn schüttelt (grab); ein Schlag mit der geöffneten Hand, um den Befragten zu ängstigen und ihm leichte Schmerzen zu verursachen (slap); ein harter Schlag in den Magen mit der geöffneten Hand, der Schmerzen, aber keine Verletzung verursachen soll (belly slap); dass Gefangene nackt in einer kalten Zelle stehen, in der noch keine Gefriergrade herrschen, und gelegentlich mit Wasser übergossen werden (cold cell); dass Gefangene 40 Stunden ohne Schlaf stehen müssen (standing); dass Gefangene mit den Füßen nach oben an ein Brett gebunden werden, wobei Wasser über das Gesicht geschüttet wird, um Angst vor dem Ertrinken zu wecken (water boarding).