Unternehmer für Berkeley statt Harvard

Die deutschen Arbeitgeber fordern immer noch Elite-Unis nach US-amerikanischem Vorbild. Aber nun sollen es staatliche Hochschulen sein. An der finanziellen Förderung will sich die Wirtschaft so wenig wie möglich beteiligen

BERLIN taz ■ Von dem Traum, ein deutsches Harvard zu schaffen, spricht zwei Jahre nach dem Beginn der Debatte um deutsche Elite-Universitäten niemand mehr. Auch nicht der Präsident des Arbeitgeberverbands, Dieter Hundt. Zwar machen sich die Arbeitgeber weiter für den Elite-Wettbewerb der Unis stark, sie möchten nun aber lieber ein „deutsches Berkeley“.

Der Grund dafür ist einfach: Auch Berkeley an der amerikanischen Westküste zählt zur akademischen Elite. Nicht ganz so renommiert wie die altehrwürdige Privatuniversität Harvard an der Ostküste, aber bei den Rankings immer auf vorderen Plätzen dabei. Aus Sicht der deutschen Wirtschaft hat Berkeley jedoch einen besonderen Vorzug – es ist eine staatliche Hochschule.

„Deutschland braucht Elite-Universitäten, weil unsere wissensbasierte Wirtschaft auf hoch qualifizierte Fachkräfte angewiesen ist“, sagte Hundt gestern bei einer Tagung in Berlin. Doch auf die Frage, welchen Beitrag die deutsche Wirtschaft konkret dazu leisten wolle, wurde der Arbeitgeberchef einsilbig. Darum soll sich doch lieber der Staat kümmern – trotz aller eingeforderten Eigenverantwortung.

Dabei unterscheiden sich die staatlichen Aufwendungen für Hochschulen zwischen den USA und Deutschland nicht signifikant. Den amerikanischen Unis steht jedoch viermal so viel privates Kapital zur Verfügung.

„Mit rund 1,1 Milliarden Euro hat die deutsche Wirtschaft 2003 die Universitäten gefördert“, betont der Arbeitgeberpräsident. Vor allem durch Stiftungslehrstühle und Forschungsaufträge. Aktuellere Zahlen dazu gebe es zwar nicht, aber die Tendenz sei weiter steigend. Allein Harvard verfügt jedoch über ein Stiftungsvermögen von 25 Milliarden Dollar – eingeworben von amerikanischen Unternehmen und Privatpersonen.

Wie viel der deutschen Wirtschaft kluge Köpfe wert sind, zeigt sich zudem bei den Studiengebühren. Damit kein Begabter durch Gebühren vom Studium abgehalten wird, wollten auch die Unternehmen großzügig Stipendien zur Verfügung stellen. In Berkeley erhält etwa ein Viertel der Studierenden eine solche Förderung.

„Die Wirtschaft ist sich der Bedeutung bewusst, die Stipendien haben“, sagt Hundt. Doch die Zahlen sprechen eine andere Sprache. Von rund 2 Millionen Studierenden hat der Stifterverband der Deutschen Wirtschaft ganze 1.000 im letzten Jahr gefördert. Unter Elite verstehen die Arbeitgeber offenbar einen wirklich kleinen Kreis. JAN PFAFF