Fußball macht nett

Eine neue Kampagne soll den Berlinern zur Fußball-WM Freundlichkeit und Serviceorientierung beibringen

Berlin wird zur Fußball-WM wie verwandelt sein: Die Kellner werden Touristen mit Handkuss begrüßen. Die Busfahrer tragen den Kunden ungefragt die Rucksäcke ins obere Deck. Und die Bewohner sagen zu jedem Touristen: „Einen wunderschönen guten Tag und herzlich Willkommen in diesem schönen Land!“

Diese Verwandlung werden wir vor allem zwei Organisationen verdanken: dem Fußball-Weltverband Fifa und der Deutschen Zentrale für Tourismus. Still und heimlich heckten sie einen Plan aus, den sie gestern im Hotel Adlon der Öffentlichkeit vorstellten: die „Nationale Service- und Freundlichkeitskampagne“, finanziert von den Bundesministerien für Wirtschaft und Inneres. „Ziel ist es, Deutschland als perfekten Gastgeber darzustellen“, wie es in einem Informationsblatt heißt.

Der Plan sieht vor, zunächst die anzusprechen, auf die es ankommt: Tourismus-Angestellte, Journalisten, Bevölkerung. Also alle. Während der WM können Gäste zum Beispiel geschulte Helfer im Bahnhof fragen, welche Bahn sie nehmen müssen. Oder lokale Zeitungen kaufen, die auf Deutsch, Englisch, Französisch und Spanisch geschrieben sind. Ausprobiert wird das schon mal am Freitag in Leipzig, zur Endrundenauslosung.

Um die Offensive mit Erfolg zu krönen, setzten die Organisatoren sogar Wunderwaffen ein. Ins Hotel Adlon kam „Kaiser“ Franz Beckenbauer mit Staffage zum Fototermin, und weil Königin Silvia von Schweden gerade auch im Hause war, wurde sie dazugenommen. „Eine nette Geste“ nannte das Beate Kilian, Pressesprecherin der „Service- und Freundlichkeitskampagne“. Das Fotoshooting ließ denn auch keinen Zweifel, worum es gehen wird in einem halben Jahr: immer lächeln, wenn eine Kamera in der Nähe ist.

GIUSEPPE PITRONACI