Der Exkanzler in bester Gesellschaft

Chef der Ostsee-Pipeline-Firma ist Matthias Warnig. Auch ein Putin-Freund und zudem früher Stasi-Mann

„Russische Personalpolitik findet im Westen Verbreitung“

MOSKAU taz ■ Dass Gerhard Schröder Aufsichtsratsvorsitzender des Nordeuropäischen Gaspipeline-Projekts (NEGP) wird, kommentierte die Moskauer Zeitung Komersant trocken: „Russische Personalpolitik findet nun auch im Westen Verbreitung.“ Denn seit seiner Amtsübernahme vor fünf Jahren platzierte Putin an allen wichtigen Schaltstellen Freunde und Bekannte, die sich durch persönliche Loyalität oder die „richtige Haltung“ – als Angehörige des Geheimdienstes oder anderer militärischer Strukturen – empfahlen.

Gerhard Schröder passt da nicht ganz ins Bild. Doch durch die persönliche Freundschaft mit Putin und mit der von der vorigen Bundesregierung gegenüber dem Demokratieabbau und dem Tschetschenienkrieg geübten Nachsicht dürfte sich der Exbundeskanzler für die Nominierung geradezu aufgedrängt haben. Außerdem soll das Projekt der Ostseepipeline aus gemeinsamen Überlegungen entstanden sein.

Auch der Direktor des Pipeline-Konsortiums NEGP, Matthias Warnig, ist ein alter Freund Wladimir Putins, den der frühere KGB-Agent bereits in den Achtzigerjahren in Dresden kennen gelernt hatte. Warnig war ein hauptamtlicher Mitarbeiter der DDR-Staatssicherheit und zuständig für „Finanzprojekte“ im westlichen Ausland. Nach dem Mauerfall absolvierte der heute 49-Jährige bei der Dresdner Bank ein Managementtraining und wurde nach Sankt Petersburg geschickt, um dort den Aufbau einer Repräsentanz vorzubereiten. Dort traf er wieder auf Putin, der im Rathaus der Stadt die Außenhandelskontakte betreute. Warnig wurde 2002 Vorsitzender der russischen Niederlassung der Dresdner Bank. Der Investmentzweig der Dresdner Kleinwort Wasserstein (DrKW) arbeitet seit Ende der Neunzigerjahre eng mit Gazprom zusammen. So übernahm DrKW die Platzierung von 1,75 Milliarden Eurobonds des Gasgiganten.

Den letzten Coup landete die Dresdner Bank letzte Woche mit dem Erwerb von 33,3 Prozent Anteilen an der Gazprom Bank, der drittgrößten russischen Kreditanstalt. Warnig sagte gegenüber der taz, dies sei keine kommerzielle Entscheidung gewesen. Auch russische Beobachter halten die Beteiligung für eine politische Entscheidung. „Deutschland ist für Putin und Gazprom ein strategischer Partner“, meinte Michail Matownikow vom Zentrum für Wirtschaftsanalyse. Sonst wäre der Verkauf an einen „Fremdling“ nicht denkbar gewesen. KLAUS-HELGE DONATH