Effizientes Bussystem, per Zufall gefunden

Asiens wuchernde Städte suchen auf einem Asien-Europa-Forum nach umweltfreundlichen Verkehrskonzepten

JAKARTA taz ■ Indonesiens Hauptstadt wird täglich von gigantischen Staus geplagt. Im Großraum Jakarta leben 17,5 Millionen Menschen, es gibt bis heute keine U-Bahn. Der 1998 gestürzte Diktator Suharto hatte eine mautpflichtige Autobahn bauen lassen, seine Familie verdiente. Zur Hauptverkehrszeit kriecht auch dort der Verkehr.

In diesem Stadtplanungsalbtraum gibt es jetzt Hoffnung: Von der Altstadt Kota im Norden bis zum Süden fährt seit 2004 auf einer mit Bordsteinen abgetrennten Spur in der Straßenmitte der Transjakarta-Bus. Seine Haltestellen sind vom Bürgersteig aus über Brücken zu erreichen. Das Einsteigen erfolgt durch mit Fahrkartenschaltern ausgestattete Bahnhöfe, die vor Sonne und Regen schützen. „Der Bus sollte eine Übergangslösung bis zum U-Bahn-Bau sein. Die Linie ist so erfolgreich, dass wir in zwei Jahren 14 weitere bauen werden“, sagt der Verkehrsforscher Heru Sutomo.

Die Transjakarta-Busse fahren im Takt weniger Minuten. Problematisch sind noch die Kreuzungen, die oft von abbiegenden regulären Bussen und Autos versperrt sind. So bleibt der Transjakarta-Bus oft noch kurz hängen. Doch immerhin kann er anders als reguläre Busse an die Kreuzungen vorfahren. Laut Sutomo wirtschaftet Transjakarta, dessen Passagiere preiswerter, schneller, zuverlässiger und sicherer vorankommen als mit jedem anderen motorisierten Verkehrsmittel in Jakarta, bereits kostendeckend. 60 Prozent der Fahrgäste seien von anderen Bussen, 30 Prozent vom Pkw oder Taxi umgestiegen.

Der Bus ist ein Erfolgsbeispiel, das vergangene Woche auf einem Umweltforum der Asien-Europa Stiftung (Asef) diskutiert wurde. „In keiner Region der Welt schreitet die Verstädterung so schnell voran wie in Asien“, so Cornelius Huizenga von der „Initiative Saubere Luft in asiatischen Städten“. Jährlich sterben 500.000 Menschen in Asien an Luftverschmutzung. „In vielen Städten verdoppelt sich der Fahrzeugbestand alle fünf bis sieben Jahre“, so Huizenga.

Ein Problem sind auch die Motorräder. Laut Lee Van Dat vom Transportministerium in Hanoi kommen in der vietnamesischen Hauptstadt auf 3,05 Millionen Einwohner 1,2 Millionen Motorräder. Zwar betrage der Anteil der Radfahrer noch 37 Prozent, doch sei er rückläufig.

Auch in China sind Radfahrer auf dem Rückzug. Viele Städte planten Busspuren, berichtet Verkehrsplaner Wang Yuaqing. Zwar gebe es auch Pläne für innerstädtische Restriktionen und Mautsysteme für den wuchernden Autoverkehr. Doch Fahrräder würden aus den Zentren der Großstädten verbannt. „In unserer Region herrscht das Denken: Zu Fuß gehen und Rad fahren seien etwas für ganz arme Leute“, so Moekti Handajani Soejachmoen von der indonesischen Umweltorganisation Pelangi.

Doch gibt es auch Gegenbeispiele. So wurde in Seoul ein Fluss, der mit einer Straße überbaut war, wieder freigelegt. Die Uferwege sind jetzt für Fußgänger – begrünt. SVEN HANSEN