Hühner dürfen wieder an die frische Luft

Der Vogelzug ist vorbei – daher sinkt die Gefahr, dass deutsches Geflügel mit der Vogelgrippe infiziert wird

BERLIN taz ■ Die Weihnachtsgans wird fett sein dieses Jahr. Den ganzen Herbst musste sie im Stall bleiben und hatte kaum Freilauf. Ab morgen darf sie nun wieder an die frische Luft. Der Stallzwang für Gänse und anderes Federvieh zum Schutz vor der Vogelgrippe endet – nach knapp zwei Monaten. Das erklärte gestern das Bundesverbraucherministerium.

Ende Oktober hatte die Bundesregierung das Freilaufverbot für Geflügel angeordnet. So sollte Kontakt mit Zugvögeln vermieden werden, die die Seuche aus Asien hätten einschleppen können. Dort grassiert die tödliche Krankheit seit zwei Jahren. Sie wird durch das Virus H5N1 ausgelöst, das inzwischen auch in Europa angekommen ist. Es wurde zum Beispiel schon bei Hühnern in Rumänien, Russland und der Türkei nachgewiesen.

Für Deutschland geben die Experten vorerst Entwarnung. Bislang stufte das Bundesinstitut für Tiergesundheit die Gefahr, dass Kraniche oder Gänse das Virus einschleppen, als „hoch bis mäßig“ ein. Jetzt haben die Wissenschaftler das Risiko auf „gering“ herabgesetzt. „Denn der Vogelzug nach Süden ist vorbei“, sagte Elke Reinking, die Sprecherin des Friedrich-Loeffler-Instituts. Das Ausgehverbot für Hühner könne daher aufgehoben werden.

Andere Schutzmaßnahmen blieben aber in Kraft, sagte der Staatssekretär im Bundesverbraucherministerium, Gerd Müller. So sollen Hühnerhalter ihre Tiere nur an Stellen füttern, die für wildlebende Zugvögel nicht zugänglich sind. Geflügelmärkte bleiben verboten – wenn es für die Tiere kein ärztliches Attest gibt, das jünger als fünf Tage ist. Auch Reisende müssen mit Kontrollen rechnen. Zollbeamte sollen verhindern, dass Touristen Ziervögel aus Asien einschmuggeln. Im Frühjahr wird die Bundesregierung über den Stallzwang erneut beraten. Dann kommen die Zugvögel aus ihren Überwinterungsgebieten in Afrika zurück. HANNA GERSMANN

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