Raus aus dem Schutzraum

Psychosoziale Beratung für Suchtkranke wird reduziert. Zum Jahresende schließt „La Strada“, kommendes Jahr die „Palette“ in Eimsbüttel

Von Elke Spanner

Der Drogenhilfe in Hamburg wird vom CDU-Senat die Quadratur des Kreises abverlangt. Die Träger, die Süchtige im Methadonprogramm psychosozial betreuen, sollen mit weniger Geld auskommen – das Budget wurde 2005 um 470.000 Euro gegenüber dem Vorjahr reduziert. Zugleich sollen sie genauso viele Klienten wie zuvor betreuen. Dass das nicht geht, zeigt sich nun am Beispiel der Träger „Jugendhilfe e. V.“ und „Palette e. V“: Jugendhilfe macht sein Projekt „La Strada“ in St. Georg zum Jahresende dicht, die Palette wird ihre Einrichtung in der Eimsbütteler Paulinenallee im Laufe des kommenden Jahres schließen.

Die „Palette“ hat bereits ihre Niederlassung in Altona geschlossen. Fällt nun noch die in Eimsbüttel fort, verbleibt nur noch eine Beratungsstelle im Schanzenviertel. „La Strada“ hat zuletzt noch rund 80 Klienten betreut. Obwohl deren Anlaufstelle nun schließt, ändert sich für sie laut Gesundheitsbehördensprecher Hartmut Stienen nichts. Die Klienten könnten zur weiterführenden Betreuung andere Einrichtungen aufsuchen.

Doch ganz so einfach ist das nicht. Denn die Kürzungen gehen zurück auf eine Förderrichtlinie, die zu Beginn 2004 in Kraft getreten ist, und die sieht neben dem geringeren Budget eine grundsätzliche Umorientierung in der „psychosozialen Betreuung (PSB)“ vor.

Zuvor lag die Betonung gleichermaßen auf psycho und sozial. Jetzt aber dürfen die Träger nur noch reine Sozialberatung anbieten, die Klienten also bei lebenspraktischen Fragen unterstützen. „Therapie“, fasst es Stienen zusammen, „wird nicht aus dem Haushalt bezahlt.“

Selbst wenn die Klienten also einen Platz in einem anderen Projekt finden, ist die Beratung dort auf Hilfe bei der Wohnungssuche und ähnliche praktische Fragen reduziert. Zudem darf die Betreuung nur noch maximal zwei Jahre in Anspruch genommen werden – viele Substituierte fliegen aus dem System raus.

Mit der Schließung von „La Strada“ und der „Palette“ gehen der Drogenhilfe zwei Angebote verloren, die für Methadonpatienten maßgeschneidert waren. Von derartigen Spezialeinrichtungen aber orientiert sich der Senat grundsätzlich weg. So steht in der Förderrichtlinie auch, dass die PSB auch in allgemeinen suchtmittelübergreifenden Einrichtungen angeboten werden soll. Rainer Schmidt, Geschäftsführer der Palette, prophezeit deshalb, dass bis Ende kommenden Jahres die spezielle PSB in Hamburg „abgewickelt sein wird“.

Auch Hartmut Janßen, Leiter von „La Strada“ hält die Integration von PSB in andere Drogenprojekte für den falschen Weg. Nicht zuletzt, weil die Klienten anderswo doch wieder mit dem Heroin in Kontakt kommen könnten, von dem sie sich eigentlich lösen wollen. „Die Leute“, sagt er, „brauchen eigentlich einen geschützten Raum.“