GÜNSTIGEN STROM GIBT ES NUR MIT DER MARKTMACHT DER VERBRAUCHER
: Faule Kunden

Die Politik ist zum Schaulaufen angetreten. „Die Anhebung der Strompreise werde ich komplett ablehnen“, lässt der hessische Wirtschaftsminister mitteilen. Und fügt hinzu, der Entschluss sei „Teil des Kampfes gegen überhöhte Energiepreise in Deutschland“. Die Verbraucherzentrale applaudiert reflexartig: „vorbildlich“.

Das ist purer Populismus. Denn wir haben einen freien Strommarkt. Wem der Strompreis seines örtlichen Anbieters zu hoch ist, der kann seinen Lieferanten wechseln – das klappt inzwischen zumeist problemlos. Und es gibt eine Reihe von Anbietern, die längst bundesweit ihren Strom verkaufen. Auf solche Aktionen, wie jene des Wirtschaftsministers Rhiel, sind wir Kunden daher längst nicht mehr angewiesen. Das wissen natürlich auch der Minister und die Verbraucherzentrale längst. Aber man ist eben gerne Kämpfer für die vermeintlich Schwachen. Redlicher und für die Kunden hilfreicher wäre es daher, wenn auch die Verbraucherschützer die Menschen zum Wechsel des Stromversorgers animieren würden.

Weil die staatliche Genehmigung der Strompreise nicht mehr in die Landschaft passt, ist sie in Baden-Württemberg längst abgeschafft. Und auch in den anderen Bundesländern sind ihre Tage gezählt. Überwacht werden müssen alleine die Durchleitungsentgelte, und das geschieht inzwischen durch die Bundesnetzagentur. Denn Überwachen muss man Tarife nur dort, wo es Monopole gibt. Und das ist nur bei den Netzen der Fall.

Bleibt die Frage, wie es weitergehen wird mit den Strompreisen in Hessen. Man kann schon Wetten abschließen: Die Stromversorger werden einen neuen Antrag einreichen und etwas geringere Erhöhungen beantragen. Der Minister wird sie genehmigen – und stolz verkünden, das Schlimmste immer noch verhindert zu haben. Die Verbraucherschützer werden sofort wieder mit dem Wort „Abzocke“ hausieren gehen. Und der Stromkunde wird jammern, aber trotzdem zu träge bleiben, sich nach einem anderen Stromlieferanten umzusehen. Liebe Verbraucher: So kann das nichts werden mit dem Strommarkt. BERNWARD JANZING