Wal-Mart muss zahlen

Konzern verweigerte US-Beschäftigten die Mittagspause

OAKLAND/BERLIN afp ■ Wal-Mart ist erneut wegen seiner schlechten Arbeitsbedingungen verurteilt worden: Weil der weltgrößte Einzelhandelskonzern seinen Beschäftigten die Mittagspause verweigerte, verdonnerte ein US-Gericht ihn zu einer Geldbuße von 172 Millionen Dollar (rund 146 Millionen Euro). Ein Sprecher kündigte Einspruch an.

In Deutschland sind Pausen in Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen geregelt. Dennoch hat sich Wal-Mart durch seine Praktiken auch hierzulande Feinde gemacht. Erst Mitte November hatte das Düsseldorfer Landesarbeitsgericht Wal-Mart das Verbot von Liebesbeziehungen am Arbeitsplatz untersagt.

Das Gericht in Oakland, Kalifornien, sah es als erwiesen an, dass Wal-Mart ein Gesetz aus dem Jahr 2001 gebrochen hat. Danach müssen Schichtarbeiter Essenspausen oder finanziellen Ausgleich erhalten. Das Unternehmen soll nun 57 Millionen Dollar Schadenersatz und 115 Millionen Dollar als so genannten Strafaufschlag an 116.000 klagende Mitarbeiter zahlen.

„Wir sind sehr zufrieden“, sagte Klägeranwalt Chris Lebsock. „Wir glauben, dass die Mitarbeiter von Wal-Mart ausgenutzt wurden.“ In einigen Fällen hätten Manager explizit Essenspausen verweigert. Meist seien die Mitarbeiter aber auf subtilere Art gezwungen worden, auf ihre Pausen zu verzichten, um die Kunden zu bedienen. Wal-Mart räumte ein, 2001, als die Klage eingereicht wurde, Probleme mit der Gewährung der Mittagspausen gehabt zu haben. Das habe sich aber inzwischen geändert.

Der Einzelhändler war in den vergangenen Jahren unter Druck geraten, weil er Niedriglöhne zahlen und die Arbeit von Gewerkschaften behindern soll. Ein weiteres Verfahren ist in den USA anhängig, weil Manager angeblich Überstunden nicht verbucht und Stundenzettel gefälscht haben sollen, um die Lohnkosten zu drücken.