Kalte Dusche zum neuen Jahr

Wasser und Gas sind erneut teurer geworden. Bei armen Berlinern könnte es bald kalt und dunkel werden, fürchten Sozialforum und Grüne. Die Preise für Strom und Müll bleiben gleich – vorerst

VON MATTHIAS LOHRE

Vielleicht ist es ganz gut, dass viele Bürgerinnen und Bürger sich zwischen den Feiertagen traditionell wenig für Nachrichten interessieren. So erfahren sie erst nach dem Feiern, was zum Jahreswechsel wieder teurer geworden ist. Dieses Mal trifft es Verbraucher vor allem bei den Preisen für Wasser und Gas. Kritiker befürchten, dass sich ärmere Berliner die Preisanstiege nicht mehr leisten können. Unverändert bleiben die Entgelte für Strom, Fernwärme, Müllabfuhr und den öffentlichen Nahverkehr – zumindest vorerst.

Bereits zum zweiten Mal innerhalb von drei Monaten erhöht der Versorger Gasag seine Preise. Seit gestern müssen Privatkunden zwischen 8 und 12 Prozent mehr zahlen. Für einen Durchschnittshaushalt sind das rund zehn Euro im Monat. Die Tarife waren zuletzt im Oktober und davor im Dezember 2004 gestiegen.

Auch Wasser wird teurer. Die Wasserbetriebe haben die Tarife zum Jahreswechsel um durchschnittlich 2,5 Prozent angehoben. Das ist die zweite Preiserhöhung innerhalb eines Jahres. Der Kubikmeter kostet seit gestern 4,77 Euro statt 4,67 Euro.

Wer das nicht hinnehmen will, dem rät die Verbraucherzentrale Berlin zu einem schriftlichen Widerspruch und bietet dazu auf ihrer Internetseite ein paar Musterbriefe zum Herunterladen.

Die stark gestiegenen Preise für Wasser und Gas gehen manchen Beobachtern zu weit: „Die Preiserhöhungen können für viele knapp Kalkulierenden zur Gefahr werden“, sagt Guido Arnold vom Wuppertaler Sozialforum. „Schon im vergangenen Jahr wurde Arbeitslosengeld-II-Empfängern unter 25 Jahren Strom und Gas abgestellt, weil sie die Rechnungen nicht mehr zahlen konnten.“ ALG-II-Empfänger erhalten eine Pauschalsumme für ihre Heiz- und Wasserkosten. Die Grünen kritisieren die Monopolstellung der Gasag bei der Gasversorgung Berlins. Bis Ende Januar will das Unternehmen seine Preiskalkulationen offen legen.

Geld sparen können Haushalte in diesem Jahr bei der Müllabfuhr. Die Berliner Stadtreinigung (BSR) bietet eine so genannte Nachbarschaftstonne an, die sich die Bewohner von zwei nebeneinander stehenden Häusern teilen können. Allerdings wird für den Tonnenwechsel eine Gebühr von 20,45 Euro fällig. Die übrigen Tarife bleiben gleich.

Weniger sicher ist die Preisentwicklung bei Strom und Fernwärme. Der Energieversorger Vattenfall will seine Tarife nach eigenen Angaben „über den Jahreswechsel hinaus“ stabil halten. Für das ganze Jahr will sich die umbenannte Bewag aber nicht festlegen.

Der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) wird nach eigenen Angaben die Fahrpreise in den kommenden Monaten nicht erhöhen.