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Premiere könnte der Rechtefirma Arena bei der Fußballbundesliga-Übertragung doch noch einen Strich durch die Rechnung machen

VON TARIK AHMIA

Nach dem Fall kommt der Aufstieg: Die Aktien des Pay-TV-Senders Premiere legten gestern um 3 Prozent zu. Der Abo-Sender hatte kurz vor Weihnachten 40 Prozent seines Aktienwertes eingebüßt, nachdem er die Bundesliga-Live-Übertragungsrechte an die Sportrechtefirma Arena GmbH verloren hatte. Grund für die Kurserholung sind zwei neue Trümpfe, die Premiere-Chef Georg Kofler gezückt hat. Sie sollen der Arena, einer Tochter der regionalen Kabelfirma Unity Media, die Vermarktung der Fußballrechte schwer machen: „Unity kann sein geplantes Angebot bei einem Großteil der Premiere-Abonnenten ohne vertragliche Vereinbarung mit Premiere gar nicht freischalten“, sagte Kofler. Arena benötige die Zustimmung von Premiere, um die verschlüsselten Bundesligaspiele an die Set-Top-Boxen der 3,4 Millionen Premiere-Kunden zu senden.

Der Generalbevollmächtigte von Arena, Bernard de Roos, hatte bisher beteuert, der Premiere-Decoder könne ohne weiteres auch für Arena-Programme benutzt werden. Ein Sprecher des Satellitenbetreibers SES Astra bestätigte jedoch: „Verschlüsselte Programme anderer Anbieter sind ohne Einigung mit Premiere über die Premiere-Smartcard nicht empfangbar.“

Als zweiten Schachzug hat Premiere Klage gegen Unity Media eingereicht. Premiere-Chef Kofler will erreichen, dass die Fusion der Kabelfirmen Ish und Iesy zu Unity Media nachträglich durch das Bundeskartellamt für unzulässig erklärt wird. Kofler glaubt, dass Unity Media eine marktbeherrschende Stellung besitzt, wenn Kabelnetz und Inhalte in einer Hand liegen. Unity hat bis Mitte Februar Zeit, die Klage zu erwidern.

Premiere versucht mit seiner Offensive, sich im Club für die Bundesligarechte einen Platz zu ergattern. Andererseits ist Arena – bisher ein Nobody im Handel mit Fußballrechten – dringend auf Bündnispartner angewiesen: über 700 Millionen Euro für die Fernsehrechte muss Arena mit Lizenzeinnahmen refinanzieren. Aus eigener Kraft kann Unity Media auch nicht die von der Deutschen Fußballliga geforderte Netzabdeckung von 40 Prozent aller Haushalte erreichen. Realistisch gesehen kommen als Partner aber nur Deutschlands größte Kabelnetzfirma Kabel Deutschland oder eben Premiere in Frage. „Wir werden jetzt Gespräche über mögliche Sublizenzierung führen. Um die Rechte für den Sportsbar- und Hotelbereich, die noch gar nicht ausgeschrieben sind, werden wir uns direkt bewerben“, so Premiere-Sprecher Dirk Heerdegen zur taz.

Arena-Chef de Roos hält sich noch alle Optionen offen. Immerhin äußerte er sich zu ersten Details, wie die Bundesliga-Übertragungen von seiner Firma aussehen könnten: Das bisherige Premium-Produkt von Premiere will de Roos in einen Massenartikel verwandeln: „Die absolute Untergrenze von 6 Millionen Kunden wollen wir innerhalb von drei Jahren erreichen.“ Das Ziel soll mit niedrigen Preisen und Abos nach dem Baukastenprinzip erreicht werden. Sogar ausgewählte Bundesligapartien live im frei empfangbaren Fernsehen zu senden, hält de Roos für möglich: „Uns liegen verpflichtende Offerten großer Free-TV-Sender vor.“

Der Streit zwischen Arena und Premiere könnte noch eine überraschende Wendung nehmen. Aktienanalysten erklären die Erholung des Aktienkurses von Premiere nicht zuletzt mit der Möglichkeit, dass der Münchner Pay-TV-Sender ein geeigneter Übernahmekandidat für seine Widersacher im Kabelnetz ist. „Jeder Aktionär ist bei Premiere willkommen“, kommentierte Kofler ironisch die Gerüchte.