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Für die russische Bevölkerung in Estland begann das neue Jahr mit einer unerfreulichen Überraschung: In der Republik sind alle russischen Fernsehsender aus dem Kabelprogramm verschwunden. Grund sind gescheiterte Verhandlungen mit estnischen Kabelbetreibern. Rund ein Drittel der Einwohner sind russische Muttersprachler. (epd)

Für Peter M. Gehrig, Chefredakteur des deutschen Dienstes der Nachrichtenagentur AP, war der Weihnachtsfrieden ebenfalls schon am ersten Tag des neuen Jahres vorbei: Unter der Überschrift „Bund Deutscher Juristen fordert Aussagen unter ‚leichter Folter‘“ vermeldete AP am Sonntag, selbst ein „Strafrichter am Bundesgerichtshof“ fordere eine offene Diskussion des Themas Folter. „Die Zeit der weihnachtlichen Sentimentalitäten ist vorbei“, zitierte AP den BDJ-Vorsitzenden Claus Grötz. Und bekam dies unvermittelt selbst zu spüren – denn es gibt weder den BDJ noch einen Bundesrichter Grötz. „Wir sind nicht misstrauisch geworden, bis es zu spät war“, sagte Gehrig gestern der taz. Der Frühdienst habe am Neujahrsmorgen eine entsprechende Presseerklärung als E-Mail vorgefunden und sich auf der angegebenen Homepage von der Existenz des BDJ überzeugt. Dass auf dieser das eigentlich zwingend vorgeschrieben Impressum fehlte, die angebliche Organsation der Spitzenjuristen dafür aber mit reichlich krudem Lob in eigener Sache („Unsere Beiträge zur Wiederbewaffnung der Bundeswehr und dem Abtreibungsverbot sind hinlänglich bekannt.“) glänzte, ging durch. Erst als AP Anfragen, wo die Organisation für weitere Interviews denn zu erreichen wäre, selbst nicht beantworten konnte, klingelte ein verspätetes Glöcklein. Da hatten andere Medien die „Nachricht“ schon übernommen. „Wir bemühen uns weiter um Aufklärung“, so Gehrig. Wer auch immer hinter der Meldung stecke, kenne sich aber offenbar mit den „Medienabläufen an Neujahr aus“. Sollte sich ein Verantwortlicher in Deutschland ermitteln lassen, werde AP rechtliche Schritte einleiten. Doch das dürfte schwierig werden: Die Homepage,vermutlich eine Schöpfung von Foltergegnern, war erst am 28. Dezember bei der Domainregistrierfirma Proxy Inc. im US-Bundesstaat Arizona eingerichtet worden. (taz)