Das neue Schweigen der CDU

CDU-Landeschef Ingo Schmitt gesteht ein, dass sein Werben um Klaus Töpfer gescheitert ist. Gründe nennt er nicht. Ein Ersatzkandidat soll in vier Wochen her. Die Partei ist in eine Schockstarre verfallen

von ULRICH SCHULTE

Fast hatte man sich an die Lieblingsbeschäftigung der Hauptstadt-CDU gewöhnt, wortreich um einen unwilligen Wunschkandidaten zu werben. Doch nach der endgültigen Absage von Klaus Töpfer, dem früheren Bundesumweltminister und Chef der UN-Umweltbehörde, ist die Partei in eine Schockstarre verfallen – und schweigt eisern.

Ist Landeschef Ingo Schmitt beschädigt? Kann der 48-jährige Bundestagsabgeordnete die Partei nach dem Personaldesaster weiterführen? Egal ob Kreischef oder Abgeordnete, alle halten sich mit Einschätzungen zurück – und verweisen stattdessen stereotyp auf die CDU-Findungskommission. Das Gremium soll nun das fast Unmögliche schaffen: eine repräsentable Person in vier Wochen für einen Job finden, den inzwischen selbst CDUler als „Dorfchef“ (Ex-Landeschef Joachim Zeller) abqualifizieren.

In letzter Konsequenz müsste der CDU-Landesvorsitzende Ingo Schmitt selber ran, auch wenn in der Parteizentrale nach wie vor betont wird, „ein Kandidat von außen“ sei die erste Wahl. In einer zehnzeiligen Mitteilung gestand Schmitt gestern endgültig sein Scheitern ein. „Klaus Töpfer wird nicht Spitzenkandidat für die Wahlen zum Abgeordnetenhaus am 17. September.“

Dürre Worte, die vor allem eins aussagen: Kräftiger als Schmitt kann man sich bei der Personalpolitik kaum blamieren. Schon das monatelange Werben um Töpfer geriet zur Farce. Selbst die Ankündigung eines Telefongesprächs zwischen Berlin und Nairobi war da mitunter eine Nachricht – die am nächsten Tag dementiert wurde.

Dennoch gibt sich Schmitt forsch. Bis zur Wahl sind es schließlich nur noch neun Monate: Die Findungskommission, zu der der erfolglose Headhunter gehört, werde bis zum 31. Januar „noch laufende Gespräche mit anderen Persönlichkeiten“ abschließen und das Ergebnis der Partei präsentieren, sagt er.

Zu den Gründen für Töpfers Absage äußerte sich die Partei gestern nicht. „Wir haben Stillschweigen darüber vereinbart, ob das von ihm oder von uns aus kam“, sagt ein Sprecher. Nichts Konkretes also von der CDU, nur eins ist angeblich sicher: Ein Landesparteitag soll den neuen Spitzenkandidaten im März nominieren.