Uran reicht noch mindestens 25 Jahre

Die Atomkraft ist bei der Union inzwischen sehr beliebt. Anders als bei Öl oder Gas ist die Fördermenge nicht so klar abzuschätzen. Denn Uran ist nicht selten. Inzwischen haben sich die Preise verfünffacht – das macht die Suche wieder attraktiv

Uran wird immer teurer, aber es macht nur 3 Prozent der AKW-Kosten aus

VON BERNWARD JANZING

Ist Uran die große Energiealternative? Da Öl und Gas an den Weltmärkten immer teurer werden, preisen einige Politiker die Atomkraft als attraktive Alternative (siehe Kasten). Dahinter verbirgt sich die Annahme, Uran sei ewig verfügbar.

Tatsächlich sind auch die Uranvorräte begrenzt, aber anders als beim Erdöl lässt sich das voraussichtliche Förderende nicht seriös angeben. Denn Uran kommt in über 200 verschiedenen Mineralien weltweit vor und zählt nicht einmal zu den besonders seltenen Elementen. Die Frage ist: Welchen Aufwand – also welche Kosten – will man akzeptieren, um das Uran zu gewinnen? Je höher der Preis des Rohstoffs steigt, umso stärker nehmen auch die wirtschaftlich nutzbaren Reserven zu.

Momentan rechnet die Atomwirtschaft damit, dass die derzeitig erschlossenen Uranvorkommen die aktuell laufenden 440 Atomreaktoren für rund 50 Jahre füttern können. Je nach Abbaumethode und Förderaufwand pro Lagerstätte steckt in dieser Schätzung eine Toleranz von nur ein bis zwei Jahrzehnten. Die Internationale Atomenergie-Organisation ist pessimistischer. Sie geht davon aus, dass die Uranreserven nur für 25 bis 47 Jahre ausreichen.

Allerdings ist der Markt für Uran unübersichtlicher als der für Öl. Denn das derzeit geförderte Uran stammt aus Bergwerken, die in den Siebzigerjahren erschlossen wurden – während des „ersten“ Explorationszyklus. Damals rechnete man mit einem weltweit steigenden Uranverbrauch. Doch dann wurden weniger Atomkraftwerke gebaut als geplant und Uran aus Atomwaffen in den zivilen Kreislauf eingespeist. Der Uranpreis verfiel, die Erkundung weiterer Lagerstätten wurde unwirtschaftlich.

Seitdem die Halden jedoch weitgehend abgetragen sind, steigt der Uranpreis stetig. Aktuell wird das britische Pfund (454 Gramm) für 36,25 Dollar gehandelt. Das ist doppelt so viel wie im Sommer 2004 und fünfmal so viel wie Ende 2000. Damit können neue Uranbergwerke plötzlich wieder rentabel werden. „Irgendwo zwischen 20 und 30 Dollar liegt die Schwelle, von der an die Suche wieder attraktiv wird“, sagt ein Kenner der deutschen Kernbrennstoff-Kreisläufe. Und so hat nun ein zweiter Explorationszyklus begonnen.

Frühestens in 10 bis 15 Jahren werden neue Urangruben starten. „Die Genehmigungsprozeduren, die Einrichtung der Grube und auch das Management der Abfallströme brauchen ihre Zeit“, heißt es in der Atomwirtschaft. „Bestenfalls 2020 wird man Uran aus neuen Gruben abbauen können“, sagt ein Branchenkenner. Dann könnte es jedoch passieren, dass wieder mehr als genug Uran verfügbar ist – und die Preise erneut deutlich fallen.

Zwischenzeitlich wird der Uranpreis aber noch weiter steigen, vermuten Marktbeobachter. 100 Dollar je Pfund gelten als nicht unrealistisch. Doch selbst diese Summen könnten die AKW-Betreiber verkraften. Denn der Uranpreis trage derzeit nur etwa 3 Prozent zum Strompreis bei, heißt es in der Branche: „Kein Mensch wird ein Kernkraftwerk abschalten, nur weil der Uranpreis sich verfünffacht.“

So bleibt die Atomwirtschaft gelassen, obwohl sie längst von ihren einst angehäuften Vorräten lebt. Rund 65.000 Tonnen Uran werden derzeit jährlich verbraucht, doch nur die Hälfte dieser Menge wird momentan gefördert. Zu rund einem Viertel stammt das Uran aus Kanada, zu rund 20 Prozent aus Australien. Ferner kommen jeweils zwischen 5 und 10 Prozent aus den Ländern Niger, Namibia, Usbekistan, Russland, den Vereinigten Staaten und Kasachstan. Die Anhängigkeit von einer Region ist beim Uran längst nicht so hoch wie bei Öl oder Gas.

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