Mehr Aufklärung für Fußball-Freier

Zur Fußball-WM wird die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen steigen. Das Abgeordnetenhaus will deswegen Initiativen gegen Zwangsprostitution unterstützen. Eine eigene Bundesratsinitiative soll es aber nicht geben

Wo viele – relativ zahlungskräftige – Männer sind, gibt es viel Prostitution. Gerade bei sportlichen Großereignissen, wie die Erfahrungen der Olympischen Sommerspiele 2004 in Athen belegen, steigt die Nachfrage nach sexuellen Dienstleistungen sprunghaft an – und mit ihr die Gefahr, dass auch Zwangsprostitution und Menschenhandel zunehmen. Dieser Gefahr ist sich das Abgeordnetenhaus bewusst. Im Vorfeld der Fußball-Weltmeisterschaft der Herren will es Initiativen gegen Zwangsprostitution unterstützen. Einen entsprechenden Beschluss fasste gestern der parlamentarische Ausschuss für Arbeit und Frauen mit großer Mehrheit. Nur die CDU-Abgeordneten enthielten sich der Stimme.

In dem Beschluss wird der rot-rote Senat aufgefordert, die „Initiative des Deutschen Frauenrates anlässlich der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu unterstützen“. Zudem solle er auf das – bekanntermaßen davon wenig begeisterte – Präsidium des Deutschen Fußballbundes (DFB) einwirken, sich „vor dem Hintergrund der Fußball-WM deutlich gegen Zwangsprostitution zu positionieren“.

Der Senat sollte dabei an vorderster Front an der Seite der Frauenorganisationen kämpfen, wünscht sich zumindest die Fraktionschefin der Grünen, Sibyll Klotz. „Schön wäre, wenn Herr Wowereit am 8. März mit einem hohen DFB-Funktionär auf einer Pressekonferenz deutlich auf das Thema Zwangsprostitution aufmerksam machen würde“, sagte Klotz. Bei diesem Thema dürfe man keine Abteilungsleiter der Verwaltungen vorschicken.

Dass das Thema in Berlin höchste Priorität genießt, darf nach der gestrigen Ausschusssitzung allerdings bezweifelt werden; schließlich möchte man sich die Freude auf das Fußballfest und -geschäft nicht allzu sehr vermiesen lassen. Während die Grünen darauf bestanden, eine „Kampagne“ gegen Zwangsprostitution unterstützen zu wollen, ließen es die Koalitionsfraktionen bei „Initiative“ bewenden. Jetzt sollen zum Beispiel Aktionen unterstützt werden, die potenzielle Freier mit Flugblättern über Merkmale von Zwangsprostitution aufklären.

Einig waren sich Koalition und Opposition am Ende allerdings darin, die ursprüngliche Grünen-Forderung nach einer entsprechenden Bundesratsinitiative fallen zu lassen. „Das macht keinen Sinn“, so Frauenstaatssekretärin Susanne Ahlers. Die CDU-geführten Bundesländer würden dies nicht unterstützen. RICHARD ROTHER