boddien und das schloss
: Der Mohr und seine Schuld

Kurz vor dem Beginn des Abrisses am Palast der Republik zeigen die Abrissgegner auf den Mann, mit dem alles begonnen hat – Wilhelm von Boddien. Er war es, der mit seiner Schlossfassade auf Plastikfolie 1994 den Wunsch nach einer Rekonstruktion des 1950 gesprengten Preußenschlosses geweckt hatte. Und auch der Bundestagsbeschluss 2002 wäre ohne Boddiens Spendenzusage nicht auf einen Neubau eines Humboldtforums samt barocker Fassaden hinausgelaufen. Ist die Attacke gegen Boddien aber nun das letzte Gefecht der Schlossgegner? Oder ist sie der Beginn einer neuen Runde in der Auseinandersetzung um den Ort – pünktlich zur Bundestagsdebatte am 20. Januar?

KOMMENTAR VON UWE RADA

Zunächst einmal lässt sich der Kern der Vorwürfe an den selbsternannten „Schlossherrn“ so zusammenfassen: Entgegen dem weitverbreiteten Eindruck konnten die Spender bislang gar nichts für eine Schlossfassade spenden, weil es noch keinen Auftragnehmer für die entsprechende Baumaßnahme gibt. Stattdessen flossen die Gelder in Boddiens Verein und finanzierten damit eine PR-Maschinerie, die – drittens – ihren eigenen, wenig transparenten Gesetzmäßigkeiten folgte.

Das ist, wenn es stimmt, nicht wenig. Aber ist es deshalb viel? So viel, dass die FAZ die Befürchtung formulierte, mit Boddien könne das ganze Schloss zum Kippen kommen? Wohl kaum. Die Bemerkung des Bundesamts für Bauwesen und Raumordnung, derzeit nicht mit Boddiens Verein in Kontakt zu stehen, ist ein subtiler Hinweis darauf, dass es eine Schlossfassade zur Not auch ohne Boddien geben kann. Dass der Verein die zugesagten 80 Millionen für die Barockfassade aufbringen kann – daran glaubt ohnehin keiner mehr. Eine moderne Architektur aber wäre nicht vermittelbar. Hätte man dann nicht auch den Palast stehen lassen und weiterentwickeln können?

Kann also gut sein, dass die Attacke auf Boddien Folgen hat – für diesen selbst. Der Mohr hätte seine Schuldigkeit getan und dürfte gehen. Das Schloss wird damit nicht kippen: Das kann nur noch der Finanzminister.