Klonforschung: Der Staatsanwalt übernimmt

Der südkoreanische Klonforscher Hwang Woo-Suk will von den Fälschungen nichts gewusst haben. Er sei von Mitarbeitern betrogen worden

Nach drei Wochen Schweigen stellte sich gestern der „gestürzte“ südkoreanische Klonforscher Hwang Woo-Suk das erste Mal der Öffentlichkeit. Der des Betrugs überführte einstige Spitzenforscher entschuldigte sich auf einer im Fernsehen übertragenen Pressekonferenz für die Veröffentlichung gefälschter Ergebnisse. Als erster Autor der mittlerweile vom Wissenschaftsmagazin Science zurückgezogenen Publikationen „muss ich die volle Verantwortung übernehmen“, sage der 53-jährige Tiermediziner den Tränen nahe. „Ich bitte um Vergebung.“ Die Fälschungen will Hwang jedoch nicht selbst durchgeführt haben. Dafür seien zwei Mitarbeiter verantwortlich, beteuerte Hwang.

Noch vor seiner öffentlichen Entschuldigung hatte die Staatsanwaltschaft Hwangs Wohnung durchsuchen und Beweismittel sichern lassen. Die Strafverfolgungsbehörde wurde aktiv nachdem der von der Seouler Nationaluniversität eingesetzte Untersuchungsausschuss am Dienstag seinen Abschlussbericht vorlegte.

Fast vier Wochen hatten das achtköpfige Gremium benötigt um sich Klarheit darüber zu verschaffen, was an Hwangs Veröffentlichungen nun auf wissenschaftlichen Ergebnissen zurückzuführen ist und was reine Fantasieprodukte sind. Für ihre Untersuchungen hatte der Ausschuss mehrere Institute beauftragt, die mittels eines genetischen Abgleichs feststellen sollten, ob die von Hwang in seinen Studien vorgestellten embryonalen Stammzellen tatsächlich geklont worden seien. Das Ergebnis dürfte endgültig das Ende von Hwangs Karriere bedeuten.

Es sei „keinerlei Beweis“ dafür gefunden worden, so gab der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, Professor Chung Myung-Hee, bekannt, dass Hwang jemals aus einem geklonten Embryo eine menschliche Stammzelle gewonnen. Demnach hat er nicht nur wie in einem Zwischenbericht vor zwei Wochen schon festgestellt wurde, seine im Mai 2005 in Wissenschaftsmagazin Science veröffentlichten und als „bahnbrechend“ gerühmten Forschungsergebnisse gefälscht. Er behauptete damals, dass es ihm gelungen sei, als er Wissenschaftler überhaupt embryonale Stammzellen von elf Patienten geklont zu haben.

Hwang habe auch bei der im Februar 2004 in Science publizierten Studie betrogen, in der beschrieben wird, wie er und sein Forscherteam an der Seouler Nationaluniversität erstmals Stammzellen aus einem geklonten Embryo isoliert haben wollen, heißt es in dem Abschlussbericht.

Damit muss jetzt auch die Wissenschaftsgeschichte neu geschrieben werden. Denn nun gibt es keinen wissenschaftlichen Beleg mehr dafür, dass es möglich ist, aus einem geklonten Embryo „maßgeschneiderte“ Stammzellen für die Therapie einer Krankheit herzustellen. Die Hoffnung vieler Forscher ist, dass man mit diesen Stammzellen in der Zukunft einmal bisher unheilbare Krankheiten therapieren kann.

Ein kleines Trostpflaster für Hwang dürfte sein, dass nach den Erkenntnissen der Untersuchungskommission seine letzte große Publikation nicht zurückgezogen werden muss. Der darin von Hwang vorgestellte geklonte Hund Snuppy existiert wirklich und ist auch aus einer einzigen Körperzelle eines erwachsenen Hundes geschaffen worden. Über die erfundenen geklonten Stammzellen will Hwang nichts gewusst haben. Nachdem seine Arbeitsgruppe an der Nationaluniversität die Embryonen geklont habe, seien zwei jungen Mitarbeiter bei einem Kooperationspartner, der Mizmedi-Klinik, mit der Isolierung der Stammzellen beauftragt worden, behauptet Hwang: Und diese hätten ihm dann falsche Ergebnisse vorgelegt. WOLFGANG LÖHR