Vivantes wird weiter behandelt

Der neue Chef des Berliner Klinik-Konzerns will den Sanierungskurs fortsetzen und neue medizinische Bereiche erschließen. Finanzsenator Sarrazin (SPD) lehnt weitere Hilfen ab

Der größte deutsche Klinik-Konzern in öffentlichem Eigentum, das Berliner Unternehmen Vivantes, sieht sich auf gutem Wege. Vivantes habe „beste Voraussetzungen“, um im harten Gesundheitswettbewerb in Berlin bestehen zu können, sagte gestern der neue Vivantes-Chef Holger Strehlau-Schwoll. Derzeit hat Vivantes nach eigenen Angaben einen Berliner Marktanteil von 30 Prozent. Zur Sicherung dieser Position will Strehlau-Schwoll künftig auch neue Wege gehen, zum Beispiel Alzheimerkranke oder Schwergewichtige behandeln.

Für das Jahr 2005 erwartet Vivantes einen bescheidenen Gewinn von rund fünf Millionen Euro. Voraussetzung dafür waren allerdings die Entschuldung durch das Land Berlin und ein Lohnverzicht der rund 13.500 Beschäftigten. Den Sanierungskurs will Strehlau-Schwoll fortsetzen. „Da es auf dem Gesundheitsmarkt in Berlin mehr Angebote als Nachfrager gibt, geht es darum, auch künftig kostengünstigere und qualitativ bessere Leistungen als andere anzubieten.“

Dafür müssten auch „Besitzstände bei der Leistungserbringung“ überprüft werden. Einen „ruinösen Wettbewerb“ mit dem großen Konkurrenten, der ebenfalls öffentlichen Charité, will sich Strehlau-Schwoll jedoch nicht liefern. Stattdessen schwebt dem Betriebswirt, der zuletzt eine Wiesbadener Klinikgruppe leitete, eine partnerschaftliche Zusammenarbeit vor.

Interesse daran hat auch Finanzsenator Thilo Sarrazin (SPD). Die Vivantes-Zahlen könnten „aber noch schwärzer“ werden, so Sarrazin. Weitere Hilfen des Landes werde es nicht geben. Eine Privatisierung schloss Sarrazin nicht aus. Zunächst sei die Sanierung wichtig, in fünf bis acht Jahren könne man aber darüber nachdenken.

Gesundheitssenatorin Heidi Knake-Werner (Linkspartei.PDS) sieht das anders. Sie will kommunale Krankenhäuser erhalten und wirtschaftlich führen. Nur so sei es möglich, Gewinne in die Verbesserung des Angebotes für die Berliner zu investieren – anstatt sie an private Geldgeber abzuführen. Mit der Schöneberger Aids-Klinik im Auguste-Viktoria-Klinikum verfüge Vivantes bereits über eine Spezialeinrichtung mit bundesweiter Ausstrahlung. RICHARD ROTHER