Das ist alles Topf Secret

Zwei deutsche Geheimdienst-Mitarbeiter sollen im Irakkrieg spioniert haben? Das glaubt doch kein Mensch. Der BND ist in Wirklichkeit ein fröhlicher Koch- und Kuschelclub. Eine Dekonspiration

Die wirklich spannenden Dinge geschehen derzeit nicht in Deutschland, sondern werden von Deutschen im Ausland erlebt bzw. angestellt: von Susanne Osthoff etwa oder von den Agenten des BND. Die deutsche Regierung hat damit gar nichts zu tun, bzw. weiß von nichts. Und das Bürgervolk kann nur noch staunen.

Wer mehr über die interessanten Aktivitäten des Bundesnachrichtendienstes erfahren möchte, dem sei dringend ein Besuch auf der Website der Pullacher „Firma“ empfohlen: Unter www.bnd.de können die schlimmsten Informationsdefizite behoben werden. Gut zu wissen etwa – zweithäufigst gestellte Frage der Site-Besucher –, dass der jetzige BND-Präsident Ernst Uhrlau leider keine Autogrammwünsche erfüllt. Das ist schade.

Ex-„Präsidentengattin“ Ruth Hanning war da weniger zugeknöpft und schrieb gleich das Vorwort zu dem vom BND herausgegebenen Kochbuch „Topf Secret“, das als Kombi-Set mit Schürze für nur 40 Euro beim Bonner Varus Verlag bestellt werden kann. Unter dem Motto „Speisen, Spannung und Spione“ dankt die Gemahlin ausdrücklich dem ehemals friedensbewegten Barden Reinhard Mey, weil er den Text seines „Apfelkuchenliedes“ zur Verfügung gestellt hatte. Leider, leider: Das Rezept der bayerischen Knödel, mit denen Susanne Osthoff von BND-Mitarbeitern im Irak beköstigt wurde, ist in der jetzigen Auflage (noch) nicht enthalten.

Im Irak arbeiten offensichtlich die ganz netten Geheimdienstler. Sie kaufen Playmobils für kleine Kinder, kochen und sagen den Amerikanern, wo sie nicht bombardieren dürfen. Böswillig, wer da sagt, dass eine solche Aussage im Umkehrschluss bedeutet: Den Rest könnt ihr nehmen.

Jetzt haben Sie Lust bekommen auf eine interessante Tätigkeit im Ausland und/oder Innendienst des Bundesnachrichtendienstes? Kein Problem: Gesucht werden derzeit z. B. DiplomingenieurInnen für den Bereich „Krypotechnik“. Eine Chance für die zahlreichen arbeitslosen Vertreter des so genannten akademischen Lumpenproletariats, gut ausgebildet und in der Warteschleife, denn im Raster der Geheimdienst-Headhunter sind unter anderem AbsolventInnen der Studiengänge Anglistik, Anthropologie, Arabistik, Architektur, Hüttenwesen und Politologie.

Spätestens mit dem Umzug von Pullach nach Berlin-Mitte im Jahr 2011 werden die Headhunter Szenebars in Prenzlauer Berg durchstöbern. Einen wichtigen Tipp zur persönlichen Abwehr solcher Annäherungsversuche lieferte das Autorenduo Hans Stempel & Martin Ripkens in ihrer autobiografischen Erzählung „Das Glück ist kein Haustier“. Die ehemaligen Filmeinkäufer Leo Kirchs, beruflich des öfteren in der ehemaligen Sowjetunion unterwegs, sollten in einem Bonner Café angeworben werden. Daraufhin fragten sie den Schlapphut in Überlautstärke: „SAGEN SIE MAL, FÜR WELCHEN GEHEIMDIENST ARBEITEN SIE DENN?“. Das Stichwort lautet: Dekonspiration.

Wahrscheinlich schon bald öffnet übrigens der Berliner BND-Shop in der Geschäftsstelle Gardeschützenweg. Dort erhältlich sind u. a. Plüschspürhunde, Golfbälle mit BND-Logo und Unterhosen mit dem Aufdruck „Geheime Verschlusssache“.

MARTIN REICHERT