Das Ende einer Gala

Der Fußball-Weltverband Fifa sagt die WM-Eröffnungsfeier im Berliner Olympiastadion ab

Es fällt aus, das große „Fest des Staunens“, konzipiert vom Österreicher André Heller. Der Fußballweltverband Fifa sagte am Freitag die Eröffnungsgala zur Fußball-WM kurzerhand ab. Das bunte Programm unter Beteiligung von Brian Eno und Peter Gabriel und tausenden von Freiwilligen sollte zwei Tage vor Beginn des Championats am 7. Juni im Berliner Olympiastadion vor 75.000 Zuschauern stattfinden. „Wir haben uns entschieden, es besser zu lassen, weil ein Restrisiko bleibt“, sagte Fifa-Mediendirektor Markus Siegler der taz. Die zentrale Frage sei, ob der frisch verlegte Rasen halte. „Wir haben Angst, dass der Rasen nicht perfekt ist, dass er aufsteht und sich ein Spieler den Knöchel bricht.“ Er räumte einen Imageschaden ein, „aber diese Kritik nehmen wir so hin“, sagte Siegler: „Was ist, wenn der Rasen nicht absolut perfekt ist, wenn er nicht hält?“

Die Berliner Zeitung berichtet indes, dass Heller die Fifa-Funktionäre bei einer Präsentation am Donnerstag nicht von seinem aktuellen Konzept überzeugen konnte. Zudem sei der Ticketverkauf der zwischen 100 und 750 Euro teuren Eintrittskarten nur schleppend angelaufen. Siegler dementierte dies; es habe keine Präsentation gegeben, auch seien die gestiegenen Kosten nicht schuld an der Absage. „Wenn es so wäre, hätten wir keine Probleme, das zuzugeben“, ließ Siegler wissen.

Die Fifa begründete die Absage auch damit, dass der Rückbau der aufwändigen Bühnen nicht schnell genug vonstatten gegangen wäre, sich somit „erhebliche Risiken“ ergeben hätten. Engelbert Lehmacher vom so genannten Rasenkompetenzteam des deutschen WM-Organisationskomitees (OK) sagte der taz: „Es geht auch um den Rasen, aber nicht nur.“ Der „Abbau der temporären Anlagen“ sei vielmehr entscheidend gewesen. Der Rasen hätte durchaus unkompliziert verlegt werden können, „lediglich mit einer gewissen Einschränkung, was die Optik angeht“. Das frische Grün wäre am ersten Spieltag von braunen Streifen durchzogen gewesen, sonst hätten sich keine Beeinträchtigungen ergeben.

Auch die holländische Firma „Hendriks Graszoten“, die den Rasen nach der Gala neu hätte verlegen sollen, wollte von Problemen nichts wissen. „Wenn wir morgens um 5 Uhr anfangen, ist der Platz abends um 10 fertig“, sagte John Hendriks Spiegel-Online. Offenbar reichte der Fifa diese Zusage nicht. Siegler: „Das Okay kann uns nicht hundertprozentig garantieren, dass alles klappt.“ Das Organisationskomitee war nicht zu einer Stellungnahme bereit. Die Absage des 25 Millionen Euro teuren Spektakels hat André Heller nicht völlig überraschend getroffen; er rechnete insgeheim mit diesen Desaster. „Mit großer Traurigkeit verabschiede ich mich von der so spannenden Arbeit an der Gala“, ließ Heller schriftlich mitteilen. Er könne sich dem Argument, dass ein solches Ereignis „unter absolut perfekten Bedingungen abgewickelt werden muss“, nicht entziehen. Sein Büro kündigte freilich an, die Absage werde teuer für die Fifa, da bereits Verträge geschlossen und Geld geflossen sei. Innenminister Wolfgang Schäuble äußerte tiefes Bedauern, ebenso der heimliche Kulturattaché der WM, Fedor Radmann. Die Fifa hat Heller nun eingeladen, ersatzweise die Eröffnungsgala der WM 2010 in Südafrika zu planen. Er wird nicht lange überlegen müssen. MARKUS VÖLKER