Fifa pfeift WM-Gala ab

Der Weltfußballverband Fifa sagt die WM-Eröffnungsgala im Olympiastadion ab. Angeblich würde sie den Rasen gefährden. Sportexperten vermuten Finanzprobleme. Wowereit: „Das trifft uns hart“

von RICHARD ROTHER

Der Weltfußballverband Fifa hielt für die Hauptstadt gestern eine besondere Überraschung bereit: Die im Berliner Olympiastadion geplante Eröffnungsgala zur Fußball-WM fällt aus, die Fifa hat die „größte Fußballshow aller Zeiten“ am 7. Juni gestern überraschend abgesagt.

Als offizielle Begründung muss ein lange bekanntes Problem herhalten. Ein termingerechter Abbau der aufwändigen Bühnen und der Veranstaltungstechnik sowie eine erfolgreiche Verlegung eines neuen Rasens bis zum ersten Gruppenspiel sechs Tage später seien „nicht ohne erhebliche Risiken“ möglich, argumentiert die Fifa.

Fifa-Chef Joseph S. Blatter erklärte, die späte Absage sei der Fifa nicht leicht gefallen, aber die „sportlichen Aspekte“ hätten Vorrang gehabt. Das Geld für bisher verkaufte Tickets für die Gala soll zurückerstattet werden. Eine Verlegung der Gala in eine andere Stadt schließt die Fifa aus. Der Fußballverband beteuerte zudem, vom künstlerischen Leiter der Gala, André Heller, und seinem Konzept weiterhin begeistert zu sein. Nun werde über eine Zusammenarbeit mit Heller über eine Zusammenarbeit für eine Eröffnungsfeier der WM 2010 in Südafrika nachgedacht.

Erstmals in der Geschichte der Fußballweltmeisterschaft hatte es eine eigenständige Eröffnungsfeier geben sollen; sie war überschwänglich als „durchkomponiertes Stadion-Superereignis“ angekündigt worden. Mitmachen sollten unter anderen die Musiker Peter Gabriel und Brian Eno, die Black Eyed Peas und der französische Musiker Cheb Khaled. Erwartet wurden rund 60.000 Zuschauer, die für die Karten zwischen 100 und 750 Euro zahlen sollten.

Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) reagierte mit großem Bedauern auf die Absage. „Berlin ist schwer enttäuscht, das trifft uns hart“, so Wowereit. Er schlug vor, am 7. Juni unter Beteiligung der Fifa ein großes Eröffnungsfest auf der Fanmeile vor dem Brandenburger Tor zu veranstalten. Enttäuscht ist auch die Berliner Tourismuswirtschaft. „Uns gehen rund 100.000 Übernachtungen verloren“, so Gerhard Buchholz, Sprecher der Berliner Tourismus Marketing Gesellschaft. Die Absage sei „peinlich“, die Fifa habe sich ein Eigentor geschossen.

Das sieht die Grünen-Sportexpertin Felicitas Kubala, die dem Senat keine Mitschuld an der Fifa-Absage gibt, ähnlich. Die Fifa-Entscheidung in letzter Minute sei unverständlich, „die Probleme mit dem Rasen können nur vorgeschoben sein“, so Kubala. „Denen laufen die Kosten aus dem Ruder.“ Das Konzept von Heller habe eine „Veranstaltung mit vielen Höhepunkten, ein multikulturelles Fest unter Beteiligung vieler Freiwilliger“ versprochen. Senat, Bundesregierung und WM-Organisationskomitee müssten nun über Alternativen in Berlin nachdenken.

Während sich Berlin ärgert, bekommen die Verantwortlichen in München Oberwasser. Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) hob hervor, dass es in seiner Stadt zwei große Arenen gebe. Damit könnten die Probleme mit dem Rasen vermieden werden. München würde gern ein gesondertes Fest zur Eröffnung im Olympiastadion ausrichten, hieß es. Die Münchner WM-Koordinatorin Henriette Wägerle meinte, nach einer Eröffnungsfeier im Olympiastadion könnten die Spieler schnell und unkompliziert in die Allianz-Arena gefahren werden, um das Eröffnungsspiel auszutragen.