Mit viel Geld gegen die Vogelgrippe

Internationale Konferenz in Peking sammelt 1,5 Milliarden Euro, um die Krankheit zu bekämpfen. Weltbank spendiert 500 Millionen, die Europäische Union 120 Millionen Dollar. Konzentration der Mittel auf stark betroffene Länder in Südostasien

„Es gibt ein signifikantes Defizit in den Budgets der betroffenen Länder“

AUS PEKING GEORG BLUME

Weltpolitisches Handeln unter Führung der Europäischen Union und Chinas – das wollte die erste „Internationale Geberkonferenz“ zur Bekämpfung der Vogelgrippe zumindest am Rande demonstrieren. Die chinesische Regierung lud nur zu gerne ein, die EU punktete mit den bislang höchsten Geldzusagen.

Aber vielleicht war es die Sache ja wert. Noch vor drei Jahren stand Peking im Zuge der Sars-Epidemie unter Quarantäne – und wurde weltweit für seine konsequente Reaktion auf die Sars-Seuche gelobt. Nun diente die chinesische Hauptstadt als symbolischer Ort, eine neue Offensive im weltweiten Kampf gegen die Ausbreitung der Vogelgrippe zu verkünden. „Wir können die Vogelgrippe ausrotten, vor allem neue Ausbrüche“, versprach der UN-Koordinator für Vogelgrippe, David Nabarro. „Indem wir mit den am meisten betroffenen Ländern zusammenarbeiten, können wir die Vogelgrippe besiegen“, sagte auch Markos Kyprianou, EU-Kommissar für Gesundheit und Verbraucherschutz.

Ihren Optimismus begründeten die Konferenzteilnehmer aus 90 Ländern mit zuvor nicht erreichten Hilfszusagen: 500 Millionen Dollar will allein die Weltbank geben, 120 Millionen Dollar nach gestern nochmals erhöhten Zusagen die EU. Insgesamt sollen auf der heute endenden Konferenz 1,5 Milliarden Dollar zusammenkommen. „Wir reden über eine gewaltige Summe für ein Problem von weltweiter Bedeutung“, sagte James LeDuc vom US-Zentrum für Krankheitskontrolle und Prävention. Doch sind die Kosten gering im Vergleich zu den Belastungen durch eine denkbare Grippe-Pandemie, die laut Weltbank 800 Milliarden Dollar jährlich verschlingen würde.

Knapp die Hälfte der Hilfsgelder ist für die am stärksten betroffenen Länder Vietnam, Kambodscha, Indonesien, Thailand und Laos veranschlagt. Die Länder weisen 72 der weltweit 79 bestätigten menschlichen Todesfälle aufgrund von Vogelgrippe auf. Nun wollen sie neue Abwehrstrategien entwickeln, lokale Gesundheits- und Überwachungssysteme aufbauen und die technische Zusammenarbeit mit anderen Ländern verbessern – doch fehlten ihnen bislang die Mittel. „Es gibt heute ein signifikantes Defizit in den Budgets der betroffenen Länder, was ihre Kontroll- und Präventionsmaßnahmen stark erschwert“, sagte der chinesische Vize-Außenminister, Qiao Zonghuai. Dieses Defizit soll nun ausgeräumt werden. Die Geberländer antworteten damit auch auf Expertenkritik, die ihnen vorwarf, auf die Vogelgrippe zwar im eigenen Land präventiv zu reagieren, aber nicht dort zu agieren, wo die Vogelseuche in erster Linie bekämpft werden kann: an ihrem Ursprung in Südostasien.

Auch China, wo bisher 5 Menschen an Vogelgrippe starben, ist betroffen. Am Rande der Konferenz räumte Peking 32 Ausbrüche der Seuche im letzten Jahr ein. 155.000 Vögel seien gestorben, 22,5 Millionen Tiere gekeult worden. Das Problem hier: Oft vermelden Lokal- und Provinzregierung in alter kommunistischer Manier falsche Erfolgsmeldungen im Kampf gegen die Seuche. Die Lage in China wird deshalb leicht unterschätzt.

In Indonesien wurde am Dienstag das 22. Vogelgrippeopfer gemeldet, ein drei Jahre alter Junge, dessen Schwester bereits dem H5N1-Virus erlegen war. Beide Kinder hatten Kontakt mit toten Hühnern. Zugleich gab das indonesische Rote Kreuz ein Präventionsprogramm gegen die Vogelgrippe für 50.000 Freiwillige bekannt: Die jungen Leute sollen die Hühnerställe in besonders gefährdeten Dörfern säubern und desinfizieren.

Armen Ländern wie Indonesien will auch der Schweizer Pharmakonzern Roche helfen. Eine Sprecherin der Weltgesundheitsorganisation teilte in Peking mit, dass Roche 20 Millionen Tabletten des Grippemittels Tamiflu spenden will. Zuvor hatte das Unternehmen bereits Tamiflu-Vorräte für drei Millionen Menschen gespendet. Die Mittel können bei den ersten Anzeichen einer Pandemie eingesetzt werden.