WM-Eröffnungsfest
: Bloß keine Bratwurstbuden

Ein eigenes Fußballfest also. Klaus Wowereit kündigt nach der Fifa-Absage eine von Berlin organisierte WM-Fete an, und er tut das mit dem Pathos, zu dem nur ein anerkannter Partyweltmeister fähig ist. Zitat: „Wir tun das nicht nur für Berlin, wir tun das für die gesamte Republik.“ Man würde sich von dem Regierenden manchmal etwas mehr staatsmännische Grandezza wünschen. Doch davon mal abgesehen, handelt er in dieser Situation genau richtig.

KOMMENTAR VON ULRICH SCHULTE

Die Fußball-WM ist ein Weltereignis, Berlin ist unter den deutschen Städten die wichtigste Gastgeberin. Dass sich der Senat trotz Schulden in die Bresche wirft, zeigt: Er hat die Bedeutung des Ereignisses verstanden. Wer eine Veranstaltung unter den Leitsatz „Die Welt zu Gast bei Freunden“ stellt, muss die Freunde willkommen heißen. Sonst macht er sich lächerlich. Den Beginn des Fußballfestes ordentlich zu feiern, ist also eine Selbstverständlichkeit.

Nach Stand der Dinge bleibt die Selbstverständlichkeit an Berlin hängen. Wowereit hat zwar Recht damit, den Bund und die Fifa zur Mitarbeit aufzufordern. Der Weltfußballverband hat sich mit der angekündigten Luxus-Gala geschmückt, er hat sie mit seiner Fehlplanung in den Sand gesetzt. Das ist peinlich genug. Noch peinlicher aber ist, dass der Verband jetzt versucht, mit einem läppischen Geldzuschuss sein Image zu retten.

Berlin muss also ran. Bleibt die Frage, wie: So ehrenwert der Alleingang ist – er macht einem auch ein bisschen Angst. Um es mit „Wir tun es für die Republik“-Wowereit zu sagen: Berlin rettet Deutschland – aber Deutschland weiß nicht, dass sich auf berlintypischen Festen die Bratwurstbuden dichter drängen als Spieler auf der Ersatzbank. Hoffentlich bleibt das so.