Was Geld bringt, wird verscherbelt

Der Liegenschaftsfonds zieht eine positive Bilanz. Allein im vergangenen Jahr hat er 630 Grundstücke und Immobilien veräußert – und Berlin damit 143 Millionen Euro gebracht

Berlin macht zu Geld, was sich zu Geld machen lässt – und entlastet damit auch ein wenig den maroden Landeshaushalt. Im vergangenen Jahr hat die Stadt 630 Grundstücke und Immobilien für 190 Millionen Euro verkauft. Dem Landesetat flossen davon 143 Millionen Euro zu. Das waren 28 Prozent mehr als erwartet, sagte der Geschäftsführer des Liegenschaftsfonds, Holger Lippmann, gestern bei der Vorstellung der Jahresbilanz für 2005.

Der Liegenschaftsfonds – und damit das Land – profitiert dabei von der leichten Erholung des Berliner Immobilienmarktes. Zwar seien auch künftig nur schwer Spitzenmieten zu erzielen, so Lippmann. Dennoch mache sich die gestiegene Nachfrage nach Immobilien bemerkbar. Die Nachfrager sind vor allem skandinavische Investoren, die auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten Berlin ins Auge fassen – und damit ihre Engagements europaweit streuen.

Tatsächlich sind es mehrere Umstände, die Berliner Immobilien im europäischen Vergleich für Finanzinvestoren interessant machen. Kaum anderswo kann man so günstig auf dem Immobilienmarkt einsteigen, gleichzeitig locken niedrige Zinsen. Zudem lassen geringe Mieten und eine niedrige Eigentumsquote die Fantasie der Makler höher schlagen: Mittelfristig dürfte da mehr herauszuholen sein, so die Hoffnung. Was wiederum die Berliner nicht ganz kalt lassen dürfte. Einerseits profitieren sie als Einwohner indirekt von den Einnahmen des Fonds, andererseits könnten sie Leidtragende steigender Mieten sein.

Der Liegenschaftsfonds wurde im Dezember 2000 vom Senat gegründet, um stadteigene Immobilien zu verwerten. Insgesamt zog der Fonds gestern eine positive Bilanz seiner bisherigen Tätigkeit. Mit viel Skepsis gestartet, habe der Fonds seit 2001 fast 1 Milliarde Euro aus Verkäufen erzielt, so Lippmann. Davon gingen 772 Millionen Euro an die Landeskasse. 2.400 Kaufverträge wurden unterzeichnet, knapp 6 Millionen Quadratmeter Fläche wechselten den Besitzer. Bekannte Verkaufsobjekte waren unter anderem: das Haus des Lehrers am Alex, das Zentrum am Zoo, die Townhouses Friedrichswerder, der Tränenpalast, die Ackerhalle, die Villa Kreuzberg.

Die Bezirke erhielten 100 Millionen Euro aus den Verkaufserlösen. Dass soziale oder Künstlerprojekte beim Kauf selten zum Zug kommen, ist im politischen Auftrag des Liegenschaftsfonds begründet: Er soll in erster Linie Kasse machen. Projekte, die eher auf temporäre Nutzungsverträge hoffen, können die hohen Markpreise nur selten zahlen.

Auch in diesem Jahr will der Liegenschaftsfonds kräftig weiter verkaufen, zum Beispiel die Friedrichstraße 100, den Tegeler Hafen plus Insel und die Alte Münze in Mitte. Mittelfristig, etwa bis 2012, werde der Fonds noch genug zu tun haben, so Lippmann. Derzeit seien noch rund 6.000 Objekte im Bestand. Aber auch diese Zahl könne sich noch vergrößern, etwa wenn Verwaltungen verkleinert und die dann überflüssig gewordenen Gebäude vermarktet werden. RICHARD ROTHER