Hat die CDU den verdient?

Nicht gegendarstellungsfähig: Jony Eisenbergs juristische Betrachtungen. Heute: Der Kandidat Friedbert Pflüger

Heute will die Berliner CDU Friedbert Pflüger zum Kandidat für die Wahl des Regierenden Bürgermeisters von Berlin küren. Hat die CDU diesen Mann verdient? Ja.

Pflüger ist parlamentarischer Staatssekretär im Verteidigungsministerium der Berliner großen Koalition. Dort verdient er um die 10.000 Euro, dazu ein saftiges Weihnachtsgeld und „Aufwandsentschädigung“. Auch vorher hat er zahlreiche öffentliche Sinekuren genossen: Redenschreiber des Regierenden Bürgermeisters von Weizsäcker Anfang der 80er-Jahre, danach dessen Präsi-Sprecher. Nach zwei langen und ermüdenden Jahren in der „freien Wirtschaft“ gelang es ihm als Bundestagsabgeordneter der CDU erneut öffentliche Apanagen zu kassieren. Als parlamentarischer Staatssekretär hat er nichts zu sagen und kann Schaden folglich nicht anrichten. Das Amt wird bei ordentlichen Regierungsämtern an zu kurz Gekommene verliehen und kann jederzeit entzogen werden.

P. war lange Jahre einträglich mit einer etwa gleichaltrigen, wirtschaftlich erfolgreichen Professorin verheiratet. Im wechseljährigen Mannesalter fortgeschrittener 45er wandte er sich seiner mehr als 20 Jahre jüngeren Sekretärin zu, machte ihr ein Kind und lässt sich ob dieser Privatsache in Springers Welt feiern, etwa mit der Erkenntnis: „Aber ein Kind bedeutet auch Verantwortung, die man nie wieder los wird.“ Derzeit zeigt er sich allerdings spröde bei Fragen nach Privatem: Seine Ex wehrt sich gegen „scheidungsnebenfolgende“ Geldforderungen unseres Kandidaten in Höhe von 175.000 Euro mit der nachvollziehbaren Erwägung, dass „… die Ehefrau, die freiwillig ihrem parlamentarischen Staatssekretär, seiner Praktikantin und deren unehelichem Kind finanziell unter die Arme greifen soll, noch nicht geboren“ ist. Laut Boulevard erklärt der Mann: „Das sind private Angelegenheiten … werde mich dazu nicht äußern.“

Keinerlei Beschränkung legt er sich im öffentlichen „Diskurs“ auf: Dem Berliner Sozen Thierse rief er im Februar 2003 (da lief er unter „Außenpolitiker“) zu, seine Teilnahme an der großen Berliner Anti-Irak-Demonstration sei eine Schande. Die Demonstration fand er „antiamerikanisch“. Zu dem Angriffskrieg selbst schwadronierte er in der Welt im Februar 2003: „Irreführend ist die Behauptung, die USA planten einen präventiven kriegerischen Angriff, um die Regierung eines souveränen Staates auszuwechseln.“ Wenige Tage vorher wusste er, „dass die Bundesregierung über Informationen verfügt, dass es Massenvernichtungswaffen im Irak gibt“. Die Erkenntnisse will er vom BND gewonnen haben, und selbst im April 2004 noch behauptete er, es sei keineswegs erwiesen, dass es keine Massenvernichtungswaffen im Irak gegeben hätte. Als Trittin in einem Interview vor dem Überfall auf den Irak erklärt hatte, die Debatte um die vermeintliche Bedrohung lenke von den eigentlichen Interessen der USA ab, forderte er dessen Rücktritt. Noch am 19. März 2003 behauptete er frech, es ginge den USA nicht um Öl oder Macht. Der Politologe, Staatsrechtler und Volkswirtschaftler wusste zum selben Zeitpunkt auch „eindeutig“, dass der geplante Angriff nicht völkerrechtswidrig sei. Revidiert hat er all dies bis heute nicht. Das wird er wohl erst, wenn seine Typberater ihm stecken, dass die Berliner so ’nen Typen nicht wählen.