FU überrascht im Uni-Exzellenzwettbewerb

Die Freie Universität hat sich in der Vorrunde des Rennens um die Top Ten der deutschen Universitäten qualifiziert. Nicht durchsetzen konnte sich hingegen die Humboldt-Uni, die im Vorfeld als Berliner Favoritin gehandelt wurde

Überraschend wurde die Freie Universität Berlin am Freitag neben neun weiteren bundesdeutschen Hochschulen in der Vorauswahl des Exzellenzwettbewerbs als eine der zehn besten Universitäten nominiert. Damit ist noch nicht endgültig entschieden, welche Einrichtungen am Ende geadelt werden. Diese Entscheidung trifft die Fachkommission der Deutschen Forschungsgemeinschaft und die Strategiekommission des Wissenschaftsrats erst im Herbst. Dennoch hat die FU mit der jetzigen Nominierung vor allem die Humboldt-Universität ausgestochen, die im Vorfeld als eine der Favoriten gehandelt wurde.

Der Exzellenzwettbewerb wurde ausgeschrieben, um den Wissenschaftsstandort Deutschland zu stärken. Finanzmittel in Höhe von 1,9 Milliarden Euro für die nächsten fünf Jahre sind von Bund und Ländern für die am Ende ausgewählten Top-Unis, aber auch weitere Projekte bereitgestellt. Das Geld soll in den folgenden drei Bereichen eingesetzt werden: 40 Graduiertenschulen für den wissenschaftlichen Nachwuchs; 30 Spitzenforschungsprojekte, im Fachjargon „Exzellenzcluster“; sowie 10 Zukunftskonzepte für die Entwicklung einer Hochschule zur Elite-Universität.

Während die Technische Universität noch mit zwei Anträgen für Forschungsprojekte und einer Graduiertenschule dabei ist, wurde die FU aufgefordert, in allen drei Förderlinien einen Antrag einzureichen: Im Bereich Graduiertenschulen wurde das Projekt des John-F.-Kennedy-Instituts für Nordamerikastudien ausgewählt. In dessen Forschungsfokus stehen Fragen nach der gesellschaftlichen Bedeutung und Umdeutung von Werten wie „Freiheit“ und „Demokratie“ unter den gegenwärtigen politischen und wirtschaftlichen Bedingungen. In der Förderlinie Zukunftskonzepte wurde das Projekt „Internationale Netzwerkuniversität“ zur Antragsstellung aufgefordert. Was den Förderbereich Exzellenzcluster betrifft, wurde das Projekt „Governance in a Globalized World“ ausgewählt. Dort soll erforscht werden, wie ein legitimiertes Regieren unter schwierigen staatlichen und gesellschaftlichen Bedingungen, wie sie Globalisierungsprozesse verursachen, aufrechterhalten werden kann.

Dass vor allem politische und gesellschaftliche Forschungsvorhaben benannt wurden, überrascht. Denn dies kontrastiert mit dem an der Freien Universität in den letzten Jahren stark forcierten Abbau der Sozialwissenschaften. „Ich glaube, dass nach dieser Entscheidung niemand mehr berufen ist, auf die Politik- und Sozialwissenschaften zu schimpfen“, meint Hajo Funke, Politologe am Otto-Suhr-Institut. Allerdings weist er sogleich auch auf die Gefahren eines Elitewettbewerbs im Bildungsbereich hin, wenn andere Universitäten das Nachsehen haben und der „urdemokratische Anspruch des Konzeptes Bildung für alle damit verletzt wird“.

Noch ist es nicht soweit, denn die Verlierer können sich ein zweites Mal bewerben. Wissenschaftssenator Thomas Flierl (Linkspartei) ermunterte sie dazu. WALTRAUD SCHWAB

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