streit um deutschpflicht
: Kommunikation gestört

Dass die Deutschkenntnisse vieler Migrantenkinder für schulische und berufliche Erfolge nicht ausreichen, ist ein allseits bekanntes Problem. An seiner Lösung arbeiten Zuwanderer und Deutsche gemeinsam. Gerade in Berlin werden viele Erfolg versprechende Modelle probiert. Und das ist gut so, wie man hier gerne sagt. Dass ein solches Modell – die von Schülern, Lehrern und Eltern gemeinsam getroffene Vereinbarung, an ihrer Schule Deutsch zur Verkehrssprache zu machen – eine derart hitzige Debatte auslöst, das ist schlecht. Es zeigt, wie verhärtet die Fronten in Sachen Integration sind.

Kommentarvon Alke Wierth

Spräche ein Bildungssenator das Verbot aus, an Schulen anders als Deutsch zu sprechen, wäre das eine nicht hinnehmbare Zwangsmaßnahme. Einigen sich aber an einer Schule Schüler, Lehrer und Eltern darauf, dann ist die Lage eine ganz andere. Den an der Entscheidung beteiligten Eltern und Schülern – darunter vielen Zuwanderern – diese Freiheit abzusprechen, widerspricht allen Anstrengungen, Schulen mehr Freiraum für ein eigenes Profil zu geben und Eltern und Schüler dabei einzubinden.

Dass diesen Unterschied zwischen einer autoritären Anordnung von oben und einer demokratischen Entscheidung von unten viele nicht wahrnehmen, ist traurig. Denn das zeigt, dass die in der Integrationsdebatte hochkochenden Emotionen den Blick vieler Akteure verstellen. Schuld daran sind beide Seiten: die, die auf die Befindlichkeiten der Zuwanderer, die ja tatsächlich oft unberechtigt zu Sündenböcken gemacht werden, keine Rücksicht zu nehmen bereit sind. Aber auch jene, die die Symbolik über den Sinn einer Maßnahme stellen. Dass die Integrationsdebatte heute breiter als je und längst nicht mehr nur in Fachkreisen geführt wird, hat auch zur Folge, dass sie sich mit mehr Klischees befassen muss. Das ist oft ärgerlich. Diejenigen, die wissen, worum es geht, sollten sich um Sachlichkeit bemühen.

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