Alle Abgeordneten lieben die Rostlaube

Das gute Abschneiden von FU und TU bei der Suche nach „Elite-Unis“ rechnet sich der Senat an. Grüne und CDU halten im Abgeordnetenhaus dagegen: Trotz, nicht wegen der Einsparungen blieben die Unis im Rennen um Fördergelder

Eine Frage drängte sich BeobachterInnen der gestrigen aktuellen Stunde im Abgeordnetenhaus auf: Haben die Parteien je etwas anderes im Sinn gehabt als das Wohl der drei Berliner Universitäten? Jede, aber auch wirklich jede Seite lobte das überraschend gute Abschneiden der Freien (FU), der Technischen (TU) und der Humboldt-Universität bei der Vorauswahl künftiger so genannter Elite-Unis. Nur taten sie das mit einander widersprechenden Begründungen.

Für Wissenschaftssenator Thomas Flierl (Linkspartei) war klar: Dieser „bemerkenswerte Erfolg“ zeige, dass Berlin nach München die erfolgreichste Metropolenregion in Deutschland sei – auch wenn die Hauptstadt-Unis sicher noch besser abschnitten, „wenn hinter ihnen die Wirtschaftskraft eines Landes wie Bayern stünde“. Die Hauptstadt müsse deutlich mehr auswärtige Studenten finanzieren als die erfolgreichen süddeutschen Universitäten.

Für die SPD lobte Annette Fugmann-Heesing die vorläufigen Kommissionsergebnisse. Noch mehr als bislang gelte es jetzt, den „leistungsorientierten Ansatz deutlich zu stärken“. Die Karrierechancen für junge Wissenschaftler und internationale Spitzenforscher müssten sich weiter verbessern.

Hintergrund der Debatte war die vergangenen Freitag bekannt gewordene Vorauswahl der „Exzellenzinitiative zur Förderung von Wissenschaft und Forschung“. Eine gemeinsame Kommission des Wissenschaftsrates und der Deutschen Forschungsgemeinschaft hatte unter anderem zehn Universitäten ausgewählt, die ihr besonders förderungswürdig erscheinen. Projekte der FU und der TU gehören zu den Auserwählten, die Humboldt-Uni schnitt überraschend schlecht ab. Endgültig entschieden wird im Oktober.

Unisono kritisierten Grüne und CDU die Einsparungen des Senats bei den drei Unis. Die wissenschaftspolitische Grünen-Sprecherin Lisa Paus hielt der Landesregierung vor, allein die Änderungen der Hochschulverträge im Jahr 2002 bedeuteten für die Universitäten einen Verlust von 54 Millionen Euro. „Und obendrauf kam dann noch die Auflage, weitere 75 Millionen Euro in den drei Jahren 2006 bis 2009 einzusparen.“ Unions-Fraktionschef Nicolas Zimmer urteilte: „Die FU ist nicht wegen Rot-Rot, sondern trotz Rot-Rot weitergekommen in die zweite Runde.“

Für die FDP klagte Erik Schmidt, gerade der „schlechteste Senator“ der Regierung, Thomas Flierl, werde heute gelobt. Ansonsten hielt sich Schmidt zurück. Der 28-Jährige studiert an der jüngst verschmähten Humboldt-Uni. MATTHIAS LOHRE