Energieriese angelt sich Elite-Uni

Die RWTH Aachen erhält 40 Millionen Euro von E.ON, um Energieforschung zu fördern. Der Rektor will unabhängig bleiben, lobt aber die Kernenergie. NRW-Wissenschaftsminister Pinkwart begeistert

VON KLAUS JANSEN

Die künftige Elite-Universität des Landes bandelt mit dem Energieriesen E.ON an. Der Düsseldorfer Konzern spendet der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule (RWTH) Aachen in den kommenden zehn Jahren 40 Millionen Euro für ein Energie-Forschungsinstitut. Mit der bislang größten Einzelspende, die eine deutsche Universität je aus der Privatwirtschaft erhalten hat, soll Forschung in erneuerbare Energien und Energieeffizienz gefördert werden.

„Es ist nicht so, dass wir uns damit ein Institut kaufen“, sagte E.ON-Vorstand Manfred Krüper gestern in Düsseldorf. In Aachen solle Grundlagenforschung betrieben werden, die der Allgemeinheit zugute komme. „Wir haben dadurch keinen Wettbewerbsvorteil gegenüber Konkurrenten“, so Krüper.

Geforscht werden soll ab dem Wintersemester 2006/2007 unter anderem nach effizienteren Kohlekraftwerken und Offshore-Windparks – und ausdrücklich nicht in der Nukleartechnik. Dass die RWTH Aachen jedoch seit Jahren eine enge Kooperation mit dem Kernforschungszentrum Jülich unterhält, dürfte dem Atomkraftwerksbetreiber E.ON die Standortentscheidung erleichtert haben. „Wir unternehmen alle möglichen Anstrengungen, damit diese Technologie nicht ausstirbt“, sagte RWTH-Rektor Burkhard Rauhut. NRW-Wissenschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP) kündigte an, bei der Bundesregierung dafür einzutreten, dass die Jülicher Forschung auch weiter staatlich gefördert werde.

Die RWTH Aachen wird nicht erst durch die neue Kooperation zur Vorzeige-Uni: Seit dieser Woche darf sie sich als einzige nordrhein-westfälische Hochschule Hoffnungen auf den Titel Elite-Uni machen. Für das neue E.ON-Institut bezahlt die RWTH rund 30 Millionen Euro aus ihrem Globalhaushalt. Pinkwart lobte die Kooperation als Erfolg seines am Mittwoch vom Kabinett beschlossenen Hochschulfreiheitsgesetzes. Es erlaubt Hochschulen, unternehmerisch tätig zu werden. Staatliche Unterstützung soll künftig leistungsabhängig vergeben werden.

Weniger Staat, mehr private Förderung – Kritiker warnen davor, dass die Abhängigkeit der Unis von der Privatwirtschaft steigt. „Die Hochschulen sind gezwungen, solche Kooperationen einzugehen“, sagt Torsten Bultmann, Geschäftsführer des Bundes demokratischer WissenschaftlerInnen (BDWi) in Bonn. „Neue Freiheit ist das nicht.“