Berlin betrauert Rau

Tausende Menschen tragen sich in Schloss Bellevue und im Roten Rathaus in die Kondolenzbücher ein

„Er war einer unserer besten Politiker – ehrlich und aufrichtig“, sagt die 62-jährige Christel Ackermann, als sie sich in die Menschenschlange im Schloss Bellevue einreiht. Es sei ihr „ein Bedürfnis“, sich in das Kondolenzbuch für Johannes Rau einzutragen. Der frühere Bundespräsident war am Freitag im Alter von 75 Jahren in Berlin gestorben. Noch bis heute liegt in Bellevue – dem Amtssitz des deutschen Staatsoberhauptes – ein Kondolenzbuch aus.

Vor dem Schloss weht die Deutschlandfahne auf halbmast – so wie an allen öffentlichen Gebäuden in Berlin. Vor sechseinhalb Jahren war der gebürtige Wuppertaler Rau als Bundespräsident an die Spree gekommen. Hier soll er auch seine letzte Ruhestätte finden.

Zum Gedenken an den Berliner Ehrenbürger liegt auch im Roten Rathaus ein Kondolenzbuch aus. Auch dort bilden sich lange Schlangen. „Er war ein aufrechter Sozialdemokrat“, lobt die 62-jährige Renate Brehm. Von den heutigen Sozialdemokraten könne man das nicht immer behaupten, ergänzt ihr Ehemann Robert. Für den Studenten Dorian Raßloff war Rau wegen seiner „hohen Moral“ und seinem Sinn nach Versöhnung neben Gustav Heinemann und Richard von Weizsäcker „der beste Bundespräsident Deutschlands“.

Selbst Touristen, die nur kurz in Berlin sind, nehmen die rund 30-minütige Wartezeit in Kauf, um Abschied von Johannes Rau zu nehmen. Das Ehepaar Hörnberger aus dem westfälischen Siegen erinnert vor allem daran, „wie er mit den Menschen umgegangen ist“ – ein Argument, das immer wieder zu hören ist. „Er ist dem Volk immer verbunden geblieben“, betont der 65-jährige Berliner Wolfram Sanders, und für Regine Gerhardt (59) war Rau schlicht und ergreifend ein „netter“ Bundespräsident. „Ich mochte ihn einfach.“ DPA