„Nicht die Hände in die Luft werfen“

Hugh Mosley vom Wissenschaftszentrum Berlin, ein Autor des Berichts zu den Hartz-Gesetzen, warnt vor Panik

taz: Herr Mosley, hat Hartz I bis III die Chancen von Arbeitslosen denn gar nicht verbessert?

Hugh Mosley: Ich bezeichne das Ergebnis unseres Berichts als gemischt. Für den Bereich der Arbeitsvermittlung, den unser Institut untersucht hat, gilt: Die Richtung stimmt, aber die einzelnen Ergebnisse sind sehr kritisch zu bewerten.

Was ist schief gelaufen?

Die Personal Service Agenturen (PSA) zum Beispiel, die als private Leiharbeitsagenturen eingeführt wurden, waren als Brücke in den ersten Arbeitsmarkt nicht erfolgreich. PSA-Teilnehmer waren einen Monat länger ohne richtige Beschäftigung als die Kontrollgruppe. Wir vermuten, dass die privaten Träger zu unerfahren waren. Die niederländische Agentur Maatwerk etwa ist sogar Pleite gegangen. Im Ergebnis waren die PSA erstens erfolglos und zweitens zu teuer. Doch da darf man nicht die Hände in die Luft werfen und „wie schrecklich!“ rufen. Man muss die Fehler beheben.

Und zwar?

Wie bei den ebenfalls weitgehend erfolglosen Vermittlungsgutscheinen muss man feststellen, dass die Qualität der privaten Träger bislang nicht abgesichert ist. Die Arbeitslosen sollen selbst herausfinden, welche Privatvermittlung gut ist. Die BA gibt ihnen keine Empfehlung. Das kann nicht gut gehen, denn dann ist der Markt nicht transparent – die Betroffenen haben als Marktteilnehmer zu wenig Informationen.

Ist die Teilprivatisierung der Arbeitsvermittlung nicht schlicht gescheitert?

Nein. Sie muss eben verbessert werden.

Arbeitsmarktpolitiker werden immer skeptischer gegenüber ihren Instrumenten.

Daran sind die Politiker teilweise selbst schuld. Sie wecken oft zu hohe Erwartungen, wenn sie ein neues Instrument einführen wollen. Dieser Fehler scheint sich gerade beim Kombilohn zu wiederholen: Irgendwer hat da doch schon wieder von drei Millionen weniger Arbeitslosen gesprochen. Grundsätzlich sind die Mittel der Arbeitsmarktpolitik für die einzelnen Zielgruppen aber wichtig und gut.

Verhilft Ihr Bericht der Politik zu mehr Bescheidenheit?

Vielleicht ja. Wenn die Politik sich weiterhin evaluieren lässt, muss sie wie von selbst Fehler eingestehen und verbessern. Das hilft. INTERVIEW: UWI