Nachsitzen für Vorschulkinder

Ein Viertel der Kinder, die in diesem Sommer eingeschult werden, spricht nicht gut genug Deutsch. Ab Montag müssen sie besondere Förderkurse besuchen. Opposition kritisiert Ausstattung der Kitas

Von Alke Wierth

Von den Kindern, die in diesem Sommer in die Grundschule kommen, haben 25,5 Prozent Probleme mit der deutschen Sprache und brauchen deshalb besondere Förderung. Dies haben die im vergangenen Herbst zum zweiten Mal durchgeführten Deutsch-Plus-Sprachtests ergeben. Schulsenator Klaus Böger (SPD) stellte gestern die Ergebnisse der Sprachstandsüberprüfungen vor.

Getestet wurden insgesamt 25.480 Kinder – das sind alle, die 2006 sechs Jahre alt und damit schulpflichtig werden. 95 Prozent der Kinder dieses Jahrgangs besuchen Kitas. Bei ihnen liegt der Förderbedarf bei 24,4 Prozent. Von den 1.140 Kindern dagegen, die keine vorschulische Bildungseinrichtung besuchen, haben mit 566 fast die Hälfte schlechte Deutschkenntnisse. Insgesamt hat sich der Förderbedarf leicht verringert: Im Vorjahr hatten noch 26,1 Prozent der getesteten Kinder Defizite im Deutschen.

Das Problem schlechter Deutschkenntnisse betrifft nicht allein Kinder aus Migrantenfamilien. Auch von denen, die bei der Schulanmeldung Deutsch als Muttersprache angaben, bedürfen 12,4 Prozent der besonderen Sprachförderung. Unter den Kindern nichtdeutscher Herkunftssprache sind es mit 56,5 Prozent mehr als die Hälfte, deren Sprachkenntnisse für eine Einschulung nicht ausreichend sind.

Für die Kinder, die keine Kita besuchen und den Deutsch-Plus-Test mit nicht zufriedenstellenden Ergebnissen absolviert haben, heißt es nun vorzeitig: Ab in die Schule. Drei Stunden täglich werden sie ab kommendem Montag in besonderen Deutschkursen gefördert. Die Teilnahme an diesen Förderkursen ist Pflicht. Verweigerer könnten mit Geldstrafen und polizeilicher Zuführung bestraft werden. Im vergangenen Jahr, als die Sonderkurse erstmalig durchgeführt wurden, habe man zu solchen Sanktionen aber nicht greifen müssen, so die Schulverwaltung.

Kita-Kinder mit Sprachdefiziten werden dagegen in ihren Einrichtungen gefördert. Fortbildungen für ErzieherInnen, Sprachtagebücher und andere Materialien sollen dabei helfen, ihnen bis zum Sommer die notwendigen Sprachkenntnisse zu vermitteln.

Der Opposition reicht das nicht. Die Kitas seien für solche Förderung personell viel zu schlecht ausgestattet, meint Mieke Senftleben, bildungspolitische Sprecherin der FDP-Fraktion. Und Özcan Mutlu, Bildungspolitiker der Grünen, kritisiert insbesondere die Förderung für Kinder, die keine Kitas besuchen: Auch der im Vergleich zum Vorjahr von zwei auf täglich drei Stunden aufgestockte Unterricht sei nicht ausreichend.

Auf cirka 3,5 Millionen Euro bezifferte Klaus Böger gestern die Kosten dieser Sprachförderung. Wie erfolgreich die im vergangenen Jahr erstmalig durchgeführten Fördermaßnahmen waren, hat der Bildungssenator nicht erhoben.