WM-Freiwillige stehen Schlange

Das Organisationskomitee ruft Freiwillige dazu auf, umsonst bei der Organisation der Fußball-WM zu helfen. Zehntausende melden sich. Durch den Ansturm der Helfer sparen die Behörden viel Geld

VON STEFAN OTTO

Freundschaft gibt es nicht zu kaufen – das weiß auch die Fifa. Deshalb sucht das Organisationskomitee (OK) der Fußball-Weltmeisterschaft freiwillige Helfer, die während des Turniers für optimierte Gastfreundschaft sorgen. Ein Freiwilligenprogramm wurde eigens dafür ins Leben gerufen, und der Ansturm auf die Plätze ist enorm: 15.000 Helfer werden gesucht – bis Ende letzten Jahres gab es 40.000 Bewerbungen.

Die Einsatzgebiete der Freiwilligen sind sehr unterschiedlich: Sie werden bei der Betreuung der Mannschaften, beim VIP-Service und für die Medienarbeit eingesetzt. 80 Arbeitsbereiche sollen mit Helfern aufgestockt werden. Vor und während der WM unterstützen sie vor allem die Bereiche Transport, Marketing und Telekommunikation.

In Berlin will die Fifa für jedes der sechs WM-Spiele etwa 1.800 Freiwillige einsetzen. Zusätzlich sollten bei der von André Heller konzipierten und inzwischen abgesagten Eröffnungsgala im Olympiastadion 7.000 freiwillige Darsteller auftreten. Nun wird darüber nachgedacht, die die rekrutierten Tänzer und Helfer anderweitig einzusetzen. „Das Programm für die Eröffnungsfeier auf der Straße des 17. Juni wird gerade zusammengestellt“, sagt Heinz-Rudolf Zschernack, der in der Senatskanzlei die Weltmeisterschaft betreut. Eine Ersatzveranstaltung für die Gala solle es „auf keinen Fall“ werden. Es gebe aber „Überlegungen, die für die Fifa-Veranstaltung ausgewählten Tänzer zu integrieren, um ihr Engagement zu würdigen“.

Abseits des Olympiastadions erwägt der Senat so genannte städtische Volunteers einzusetzen, um den Gästen in der Innenstadt Orientierungshilfen zu bieten. „Die Helfer werden das Image der WM-Stadt Berlin prägen“, so Senatssprecher Michael Donnermeyer. Dass die Freiwilligen eine Konkurrenz für reguläre Jobs darstellen, sieht er nicht. Man dürfe das nicht nur unter ökonomischen Kriterien sehen: „Sie wollen bei der WM dabei sein und ihren Beitrag leisten, damit das Turnier ein Erfolg wird.“

Die ehrenamtlichen Helfer sollen vor allem dazu beitragen, die von den Organisatoren angestrebte „herzliche Atmosphäre“ zu kreieren. Mit regulären Jobs ließe sich das schwerlich erreichen. Beim Confederations Cup im vergangenen Sommer, der die Generalprobe für das WM-Turnier war, kamen bereits 2.000 Freiwillige zum Einsatz. Im Anschluss daran waren alle Verantwortlichen voller Lob: Der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder ehrte sie höchstpersönlich. Theo Zwanziger, OK-Vize und DFB-Präsident, attestierte, die Freiwilligen seien mit Begeisterung bei der Sache gewesen, und Ex-Nationalspieler Günter Netzer sah in ihnen „Botschafter für Deutschland“.

Wie beim ehrenamtlichen Engagement üblich, gibt es für die geleistete Arbeit kein Geld. Hautnah die Turnier-Atmosphäre zu schnuppern, verspricht die Fifa den Freiwilligen dafür auf ihrer Homepage. Dennoch spielt für die Organisatoren auch das ökonomische Kalkül eine Rolle. Walfried König, Leiter des Freiwilligenprogramms, konstatierte unlängst: „Die WM 2006 wäre ohne die Volunteers unendlich teurer.“ Das liegt auf der Hand. Dass die Fifa nicht kurz vor der Pleite steht, aber auch: Für die WM-Periode 2003–2006 erwartet sie einen Reingewinn von 110 Millionen Euro. Das stört die Freiwilligen wohl nicht, denn der Ansturm auf die Freiwilligenplätze geht weiter. In der letzten Phase – bis Ende Februar – wird noch einmal mit mehreren tausend Bewerbern gerechnet.