Nächste Runde: Holocaust-Karikaturen
: KOMMENTAR VON DANIEL BAX

Das schmerzt: Mit einem Wettbewerb um „die beste Holocaust-Karikatur“ reagiert eine iranische Tageszeitung auf die dänischen Mohammed-Karikaturen. Wie die Preisträger aussehen könnten, hat eine europäische Islamisten-Partei bereits vorgemacht. Auf der Web-Site der Arab European League erschien eine Zeichnung, die Anne Frank mit Adolf Hitler im Bett zeigt. Wenn sich die Auseinandersetzung auf diesem Niveau bewegt, dreht sich jedem geschichtssensiblen Menschen der Magen um. Die iranische Absicht ist klar: Es geht darum, den Westen mit seinen eigenen Waffen zu schlagen und dessen Doppelmoral anzuprangern.

Tatsächlich stimmt es ja nicht, dass in Europa absolute Meinungsfreiheit herrscht und jede Äußerung erlaubt ist, und sei sie noch so verletzend. Insbesondere die Leugnung des Holocaust ist in Europa weitgehend tabu, in Deutschland steht sie sogar unter Strafe. Vielen Muslimen ist da nur schwer vermittelbar, warum ihren Gefühlen nicht die gleiche Rücksicht entgegengebracht wird.

In diese Kerbe schlägt der Iran, indem er auf diesen blinden Fleck in der westlichen Argumentation zielt. Dem Regime kommt die Karikatur-Affäre ohnehin gelegen, um vom Atomstreit mit dem Westen abzulenken und die Bevölkerung um sich zu scharen. Schon mit seinen Äußerungen über Israel, dem er das Existenzrecht absprach, und den „Mythos“ Holocaust hat Präsident Ahmadinedschad gezeigt, dass er es auf Eskalation anlegt. Gerade hat sein Land nun den Handel mit Dänemark eingefroren.

Der iranische Karikatur-Wettbewerb macht aber auch auf einen Zwiespalt aufmerksam. Denn in arabischen Zeitungen erscheinen im Zusammenhang mit dem Nahostkonflikt immer wieder antiisraelische Karikaturen, die eindeutig antisemitisch sind. Dagegen vorzugehen wird künftig noch schwerer fallen, wenn diese Medien routiniert auf Meinungsfreiheit verweisen.

Aber auch die westlichen Verfechter absoluter Meinungsfreiheit haben nun ein Problem. Fraglich, ob die europäischen Zeitungen, die die dänischen Karikaturen nachgedruckt haben, nun auch die iranischen dokumentieren werden. Nähmen sie ihre eigene Rhetorik ernst, müssten sie das tun.