Dresdner Bank
: Es fehlte an Vorsicht

Ach, deutsche Geschichtspolitik! Wenn es um die Nazizeit, wenn es vor allem um die deutsch-jüdische Geschichte geht, sind die Fettnäpfchen nicht mehr weit. Genauer: Es ist fast unmöglich, nicht in eines zu treten. Jetzt hat es die Dresdner Bank erwischt – und, das ist überraschend, das Jüdische Museum der Stadt.

KOMMENTAR VON PHILIPP GESSLER

Das geplante Colloquium zur (indirekten) Mittäterschaft der Dresdner Bank am Holocaust ist in Räume des Geldinstituts verlegt worden, weil der Zentralrat der Juden gegen eine solche Veranstaltung im Jüdischen Museum protestiert hatte. Das ist nicht unbedingt eine Affäre, die die Festen der Republik erschüttern muss. Sie lehrt aber: Im Umgang mit der Vergangenheit, die nicht vergehen will, kann man schnell alles falsch machen, obwohl man es nur gut meinte.

Der Dresdner Bank ist zugute zu halten, dass sie immerhin eine kritische Studie über ihre Zeit als „Hausbank der SS“ in Auftrag gab. Aber ein Fehler war es, das zum Anlass für ein Colloquium ausgerechnet im Jüdischen Museum machen zu wollen. Dass das nur schief gehen kann, ja als Anbiederung oder Exkulpationsversuch gewertet werden musste, hätte dem Vorstand der Bank oder wenigstens der PR-Abteilung eigentlich klar sein müssen.

Auch das Museum, das unter Werner Michael Blumenthal – anders als etwa der Zentralrat – ein amerikanisch-unverkrampftes Verhältnis zum Thema Sponsoring hat, hätte dies ahnen müssen oder können. Wer die Einladung für die Tagung aussprach, ist da ziemlich unerheblich. Nun ist das Museum beschädigt und die Bank auch. In der Geschichtspolitik sind eben Vorsicht und Fingerspitzengefühl geboten. Museum und Geldinstitut hat es offenbar daran gefehlt. Und mit dieser schlichten Erkenntnis sollte man die ganze Chose am besten ganz schnell vergessen.