Ein Freund der Kanzlerin

Berlinale Star-Album (2): Maurizio Antonini

Schauspieler aus Rom, bis vor kurzem Schuhverkäufer, jetzt Doppelgänger von Silvio Berlusconi, Italiens Ministerpräsident, der zwar fünf Jahre älter ist, dank Lifting aber jünger aussieht.

Schön, dass er da ist? Straßenpolitik heißt in Berlin: Verbitterte Menschen mit verbitterten Gesichtern brüllen verbitterte Parolen, flankiert von Polizei und Polizei und noch mehr Polizei. Und dann das: Akkordeon quetschen, Trompeten blasen im Takt. Paukenschlag. 25 fröhliche Gesichter der italienischen Band „Banda degli Ottoni a scoppio“ tanzen sich durch Berlin, mit ein paar Menschen und einer Botschaft: „Bye Bye, Berlusconi!“ Mittendrin Antonini, der Doppelgänger und Hauptdarsteller des Berlinale-Beitrags „Bye Bye Berlusconi“. Was die anderen Berlinalis dazu sagen? Bitte nicht stören. Bitte keinen Guerilla-Auftritt. Bitte nicht zu viel Aufmerksamkeit für euch und euren Film. Warum nicht? Diese Berlinale ist im Medien- und Macherkonsens „endlich wieder politisch“.

Verdient einen Bären für: sein erstes Shakehands mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Während der rote Teppich vor dem Berlinale Palast müde vom Blitzlichttanz der Eröffnungsgala ruht und der Schnee langsam matscht, läuten die wirklich wichtigen Filmmenschen ihre Berlinale ein: drei schwarze Limousinen vor dem Martin-Gropius-Bau, einer italienischen Renaissance-Villa, für gewöhnlich Ort der bildenden Kunst, jetzt Marktplatz der Verleih- und Produktionsfirmen. Ankunft der Bundeskanzlerin, Rundgang durch die Halle. Auftritt Antonini. Ein echtes Berlusconi-Schmiergrinsen. Für die Kanzlerin. Eine ausgestreckte Hand. Sie lächelt. Zögert. Gibt ihm doch die Hand. Und gibt zu bedenken: „So ähnlich sieht er ihm gar nicht.“ Die Merkel-„Witz und Charme“-Offensive geht weiter, sogar auf dieser „endlich wieder politischen Berlinale“!

Paparazzi werden: ihm immer wieder gerne bei Steak und Spagetti auflauern wie sonst nur dem echten Berlusconi.

Wird er die Welt verändern? Er arbeitet daran – und das, wie es sich gehört, medienwirksam. Immerhin will der Berlusconi-Anhänger selbst Ministerpräsident werden, falls der Amtierende die Wahlen im April verliert (siehe taz vom 26. Januar).

Darf er 2007 wiederkommen? Unbedingt.

SUSANNE LANG