leipzig, preise etc.
: Bücher „machen“ und adeln

Dass der Preis der Leipziger Buchmesse in Sachen Aufmerksamkeit den Kürzeren ziehen würde gegenüber dem Deutschen Bücherpreis, das ahnte man schon, als beide Preise im Herbst 2004 aus der Taufe gehoben wurden. Hier die kleinere Buchmesse in Leipzig, das Publikum, die Gemütlichkeit und Preise in drei Kategorien: Belletristik, Sachbuch, Übersetzung. Dort Frankfurt, die Welt, das Geschäft und die Konzentration auf fünf Romane. Dass es in Frankfurt mit der erstmaligen Vergabe des Deutschen Bücherpreises an Arno Geigers „Es geht uns gut“ wie beabsichtigt gelang, einen Roman in die Charts zu hieven (wo er bis heute steht), macht die Sache für Leipzig nicht einfacher.

Es zeichnet sich aber nach der Bekanntgabe der Nominierungsliste in dieser Woche ab, dass man auch mit dem Preis der Leipziger Buchmesse Bücher „machen“ könnte, dass zumindest ein Frühjahrsprogramm besichtigt und das Beste per Nominierung geadelt wird. So wird hier und da schon eifrig geredet und diskutiert, das haben Listen so an sich, und jedes Feuilleton dürfte interessiert sein, Paul Ingendaays Debüt „Warum du mich verlassen hast“, Peter von Matts Abhandlung über die Intrige oder Clemens Meyers Leipzig-von-unten-Roman „Als wir träumten“ rechtzeitig im Blatt zu haben.

Mit dazu gehört, Zweifel anzumelden, Einschätzungen vorzunehmen, etwa in der Belletristik. Thomas Langs „Am Seil“ ist ja schon gepriesen wurden, in Klagenfurt, aber ob der Roman beim großen Publikum ankommt? Über Ingendaay heißt es, sein Roman sei besser als der seines Bruders Marcus (das will was heißen!), habe gar Salinger-Qualität, oha! Judith Kuckart, nein, sicher nicht, sie verheddert sich mit „Kaiserstraße“ zu sehr zwischen eigentlicher Erzählung und bemüht ausgepinseltem Zeitkolorit. Und Ilija Trojanow, in Sofia geboren, in Südafrika lebend, auf Deutsch schreibend? Ist absoluter Geheimfavorit. GERRIT BARTELS