bürgerämter
: Samstags geht’s aufs Amt

Wer donnerstags um 18.03 Uhr in einem Berliner Bürgeramt ankommt, kann sich manchmal wundern: Schon drei Minuten nach dem offiziellen Ende der Öffnungszeit ist weit und breit kein Mitarbeiter zu sehen – und wenn man Glück hat, kriegt man beim Pförtner zwar keine Auskunft, aber immerhin ein Formular. So weit, so schlecht: Wer zu spät kommt, den bestrafen die Behörden.

KOMMENTAR VON RICHARD ROTHER

Das Bezirksamt Reinickendorf hat nun ein Einsehen mit den notorischen Zuspätkommern. Eines der Bürgerämter des Bezirks soll künftig auch sonnabends am Vormittag geöffnet sein. Wer es also am Donnerstag nicht geschafft hat, weil er das Geld, das bürokratische Dienstleistungen kosten, erst einmal verdienen muss, bekommt also noch eine zweite Chance. Gut so, denn oft genug müssen die Berliner kostbare Urlaubstage nehmen, um auf irgendwelchen Ämtern herumzuhängen. Damit könnte es vorbei sein, wenn das Reinickendorfer Beispiel Schule macht.

Leider ist die Reinickendorfer Liberalisierung der Ämteröffnungszeiten nur auf ein dreimonatiges Pilotprojekt begrenzt. So kann es passieren, dass die Initiative schon wieder beendet ist, bevor sie in den Köpfen der Bürger ankommt. Möglicherweise wäre dies dem einen oder anderen Gewerkschafter gar nicht mal unrecht.

Immerhin hat der Reinickendorfer Personalrat dem Pilotprojekt zugestimmt. Sicher brechen die Mitarbeiter der Ämter nicht gerade in Jubel aus, wenn sie regelmäßig sonnabends antreten müssen. Im Interesse vieler Bürger wäre dies aber schon. Den Personalräten steht es frei, dafür einen angemessenen Freizeitausgleich einzufordern.