Wassermangel lässt Nationalpark austrocknen

Spanische Bauern verbrauchen zu viel Wasser. Umweltschützer fordern die Schließung von 60.000 illegalen Brunnen

„Wir haben alle etwas von einem Don Quijote“, sagt Manuel Carrasco zwischen Lächeln und Resignation. Der knapp 50-Jährige ist Direktor des Nationalparks Tablas de Daimiel, eines Feuchtgebiets 180 Kilometer südlich von Madrid. Sein Kampf scheint noch aussichtsloser als der des Ritters aus der Mancha gegen die Windmühlen. Wassermangel heißt sein Problem. 20 Quadratkilometer standen noch vor wenigen Jahren unter Wasser. Jetzt ist es nicht einmal mehr ein Quadratkilometer. „Es hat so wenig geregnet wie in den letzten sechzig Jahren nicht mehr“, erklärt der studierte Ornithologe. 186 Milliliter Niederschlag waren es 2005 – weniger als die Hälfte der Menge, die in einem normalen Jahr an Regen fällt. Und Spanien scheint sich erst am Anfang eines Trockenzyklus zu befinden.

Vertrockneter Schilf, rissige Lehmböden, kaum noch Wasservögel. Im Flussbett des Guadiana wachsen Sträucher und Bäume. Lange ist es her, dass hier richtig Wasser floss. „Das Hauptproblem ist menschengemacht“, klagt Carrasco. 60.000 illegale Brunnen pumpen das Grundwasser leer. „Erst jetzt mit der neuen sozialistischen Regierung beginnt ein zaghaftes Umdenken“, sagt Carrasco. „Und so mancher Bauer sieht ein, dass es so nicht weitergehen kann.“

Noch vor fünf Jahren hätte sich Carrasco nicht getraut, das Thema Wasser in den Dorfkneipen anzusprechen. Jetzt kommen die Landwirte von sich aus auf ihn zu.

Einer dieser Bauern ist Jesús Pozuelo. Der etwa 60-Jährige ist Vorsitzender des Bewässerungsvereins und bewirtschaftet mit seinen Brüdern 200 Hektar. Riesige Gestelle werden über seine Ländereien gezogen. Aus unzähligen Düsen rieselt das Wasser auf Getreide und Gemüse. Wie viele Brunnen er gebohrt hat, darüber gibt Pozuelo keine Auskunft. „Bis Anfang der Siebzigerjahre betrieben wir ärmliche Trockenlandwirtschaft. Erst mit der Bewässerung kam der Wohlstand“, erinnert sich Pozuelo. Die jungen Menschen bleiben seither in der Region und wandern nicht mehr nach Nordspanien oder gar nach Frankreich, Deutschland und in die Schweiz ab.

Pozuelo hofft, dass der neue Wasserplan nicht zu hart ausfällt. „Mit Subventionen könnte erreicht werden, dass Landwirte Flächen stilllegen.“ Gleichzeitig warnt er: „Die illegalen Brunnen alle zu schließen, das ist nicht populär.“ Pozuelo will, dass alle Brunnen legalisiert werden, wenn auch nur mit geringen Fördermengen. Er wünscht sich, Wasser aus anderen Regionen in die Mancha umzuleiten.

„Zynisch“ nennt José Manuel Hernández diese Idee. Er gehört der Umweltschutzorganisation Ecologistas en Acción an und sitzt im Kuratorium des Nationalparks. „Wir müssen lernen, von unserer Grundwasserschicht zu leben. Nur so werden wir sie auch schützen.“ Was den Mittvierziger am meisten aufregt: „Die Landwirte werden für ihren Raubbau auch noch von der EU belohnt.“ Erst erhalten sie Subventionen für ihre Ernte. Kommt es zu Dürren, erhalten sie Schadenersatz. „Selbst die geplante Wasserumleitung wollte sich die Regionalregierung von Brüssel bezuschussen lassen“, beklagt der Umweltschützer. „Das wurde zum Glück nicht genehmigt.“ Hernández ist für eine radikale Lösung: „Es wäre am ehrlichsten, dem Tablas de Daimiel den Status Nationalpark abzuerkennen. Denn er dient sowieso nur als Vorwand, um Wasserimporte aus anderen Regionen einzufordern.“

REINER WANDLER