vom verschwinden der melancholie: stefan koppelkamms „ortszeit local time“

In melancholischer Eleganz bläht sich die Plastikfolie in den leeren Fensterhöhlen des Hauses in der Bogstraße, Görlitz. Eine theatralische, fast festliche Stimmung verursacht dieser Faltenwurf. So ging die DDR unter. Am 24. Juni 1990 hat Stefan Koppelkamm das heruntergekommene, leerstehende Gebäude in einer stillen Schwarzweißaufnahme festgehalten. Im neuen Deutschland gewann das Haus dann seine Façon wieder zurück. Der Ehrgeiz der Denkmalpflege steht ihm nun ins ursprüngliche Gesicht geschrieben, das freilich ein wenig zu frisch und sauber daherschaut, um echt zu sein. Die Aufnahme stammt vom 17. September 2001. Dank seinem präzisen, aber nicht systematisch angelegten Aufnahmestil bringt der an der Gesamthochschule Kassel ausgebildete Fotograf die Überraschungen des Vorher/Nachher erst zu ihrer vollen Wirkung. Wie jetzt in einem wunderbaren Bilderbuch (Stefan Koppelkamm, Ortszeit Local Time. Edition Axel Menges, Stuttgart/London 2006, 224 Seiten, 100 S/W-Duotonaufnahmen, 48 €) nachzuvollziehen ist. WBG