Brücken statt Spalten

Verwaltung will am Reportergraben des Olympiastadions über 20 ausfahrbare Brücken installieren. Kosten unklar

Die Bauverwaltung will im Olympiastadion ausfahrbare Brücken installieren, die eine Flucht aufs Spielfeld ermöglichen. Fest eingebaute Gangways sollten den 2,50 Meter tiefen Reportergraben an mehr als 20 Stellen überbrücken, gab die Verwaltung gestern bekannt. Jetzt werde mit einer Ausschreibung nach einer geeigneten Sicherheitsfirma gesucht.

Die Stiftung Warentest hatte dem für 242 Millionen Euro hergerichteten Stadion im Januar Sicherheitsmängel attestiert. Ein wichtiger Kritikpunkt war, dass Zuschauer im Falle einer Panik nicht aufs Spielfeld flüchten könnten – wenn etwa ein Feuer den Rettungsweg nach draußen blockierte. Genau diesen Fall hatte die Polizei bei einer Übung im November 2005 simuliert. Damals brauchten die Helfer fast eine halbe Stunde, um einen Block mit einer mobilen Brücke zu räumen.

Ein unbekannter Behördenpoet hat die neue Idee „ortsfeste ausfahrbare Gangwaykonstruktion“ getauft, worunter man sich Folgendes vorstellen muss: Die aus mehreren Gliedern bestehenden Brücken werden dort angebracht, wo die Treppen zu den Tribünen hochführen. Sie sind normalerweise komplett in der Brüstung verborgen, fahren aber im Notfall zentral gesteuert und elektrisch über den Graben zum Rasen aus.

Wie teuer die Lösung wird, steht nach Angaben der Verwaltung noch nicht fest. „Das können wir erst nach der Ausschreibung schätzen, wenn die Angebote von Unternehmen vorliegen“, sagte eine Sprecherin.

Im Übrigen gilt für die Behörde die Linie: Das Stadion ist sicher, auch ohne Brücken. Es entspreche allen bauaufsichtlichen Erfordernissen, hieß es. Das Spielfeld liegt 15 Meter unterhalb des Straßenniveaus, die normalen Fluchtwege führen nach draußen. Im Oberring gibt es 39 Ausgänge, durch die Menschen ins Freie gelangen können. Im Unterring sind es 17. Die Evakuierung des 74.220 Menschen fassenden Stadions dauert laut der Olympiastadion GmbH 15 Minuten. ULRICH SCHULTE