Gegenwind für Nazis

Der Nazi-Aufmarsch von Münster endete nach 200 Metern. Eine friedliche Blockade stoppte den Zug der Rechtsextremen. Gegendemonstranten trafen sich bei Hip-Hop und Reden der Stadtspitze

AUS MÜNSTER RALF GÖTZE

Eine Niederlage mussten 120 rechtsextreme Demonstranten am Samstag in Münster einstecken. Insgesamt 3.000 Menschen beteiligten sich an Gegendemonstrationen. Vor allem die friedliche Blockade von 600 Antifaschisten zwang den Aufmarsch des „Kampfbundes Deutscher Sozialisten“ und des „Aktionsbüros Westdeutschland“ nach 200 Metern zur Rückkehr. Lediglich Versammlungsleiter Sascha Kreuzer blieb etwas länger in der westfälischen Metropole. Kurz nach Beginn des Aufmarsches griff er einen Gegendemonstranten an und verletzte dabei auch eine Polizistin, so dass ihn Beamte sofort in Gewahrsam nahmen. Am Neonazi Axel Reitz aus Köln blieb es schließlich hängen, die Niederlage einzugestehen: „Wir hören jetzt noch die Reden und gehen dann zurück.“

Übertönt von Musik aus angrenzenden Häuser konnten selbst die rechtsextremen Marschierer das Motto ihres Aufmarsches „Gegen imperialistische Fremdherrschaft, für Freiheit und Selbstbestimmung der Völker! Besatzer raus aus Münster“ nur den Bannern entnehmen. Der ehemalige niedersächsische Republikaner-Landeschef Hans-Georg Wichmann (jetzt NPD) ließ zu Beginn seiner Rede durchblicken, dass er unter „Besatzer“ auch MigrantInnen und deren Nachkommen verstehe. „Mohammed, Ali, Mustafa – haut ab nach Ankara“, dichtete er sich in Rage. Kurz darauf kam eine Durchsage vom Versammlungsleiter: „Bitte nicht mehr wiederholen. Diese Aussage ist ein Straftatbestand.“

Verfassungskonforme Reime gab es auf der anderen Seite der Gleise. Drei Hip-Hop-Bands sorgten bei der Gegenkundgebung des „Bündnisses gegen Rechts“ für Abwechslung zwischen den Reden. Mehr als 1.000 MünsteranerInnnen folgten dem gemeinsamen Aufruf der 35 Verbände aus dem studentischen-alternativen Milieu. „Die Aktion war ein voller Erfolg, da die Nazis dadurch ihre Route verlegen mussten“, sagt der AStA-Vorsitzende Jochen Hesping. Statt durch das eher bürgerliche Kreuzviertel zu marschieren, mussten die Rechtsextremen mit dem für münsterische Verhältnisse alternativ geprägten Hansaviertel Vorlieb nehmen.

Zur größten Gegenveranstaltung mobilisierten der Deutsche Gewerkschaftsbund und Ratsfraktionen auf den Prinzipalmarkt. Oberbürgermeister Bertholt Tillmann (CDU) und politische Vertreter der anderen Parteien widmeten ihre Reden dem gemeinsamen Motto „Münster für Menschlichkeit“. Trotz des Protestes bürgerlicher und studentisch-alternativer Demonstrationen und der erfolgreichen autonomen Blockade gegen den rechtsextremen Aufmarsch drohte Reitz mit einer Wiederholung der Aktion. „Wir werden solange wiederkommen, bis Münster wieder eine deutsche Stadt ist.“ Das kann sich freilich hinziehen: Mit ähnlichen Worten beschloss die NPD ihre letzte Demonstration in der Domstadt. Sie liegt acht Jahre zurück.