Lasst die Sau raus!

Was ist eigentlich Öko? Beispiel Schweinehaltung: Frei ist keine Sau, aber beim Ökobauern lebt sie länger und besser als beim Großmäster

NÜRNBERG taz ■ Wenn das Borstenvieh so könnte, wie es wollte, würde es in einer Rotte am Rande des Waldes leben. „Am liebsten sieht die Sau keinen Menschen“, sagt Christel Simantke von der Beratungsstelle für artgerechte Tierhaltung in Witzenhausen. Bevor die Sau ihre Jungen zur Welt bringt, verkriecht sie sich und baut ein Nest. Erst nach vier Wochen kehrt sie mit ihren Ferkeln zu den anderen Schweinen zurück. Dort frisst sie sich nach den Strapazen mit Eicheln, Käfern und Würmern wieder rund.

Allein: Das wilde Leben kann den Tieren kein Bauer garantieren, der mit Schweinen Geld verdienen will. Trotzdem gibt es Unterschiede. Konventionelle Bauern halten bis zu 2.000 Sauen. Diese leben zu mehreren zusammen in einer unbequem Box, ohne Stroh, auf Beton. Vor der Geburt ihrer Ferkel sperrt der Bauer die Sau in ein 70 Zentimeter breites und 1,40 Meter langes Abteil, den „Abferkelstall“. Er „fixiert“ sie, so sagen die Landwirte, in einem „Gitterkorb“. Das heißt: Die Sau kann sich kaum bewegen. An Nestbau ist gar nicht zu denken. Das Tier bekommt deshalb zumeist auch Panik. Nach drei Wochen wird es von den Ferkeln getrennt. Es wird wieder zu den andern Säuen gesperrt.

Da haben es die Sauen bei Bauern, die ökologisch wirtschaften, besser. In einem Ökostall leben im Schnitt rund 40 Sauen. Sie können auch regelmäßig ins Freie. Ihre Boxen drinnen sind großzügiger als bei herkömmlichen Landwirten und mit Stroh bedeckt. Im Trog liegt Futter, das garantiert nicht genmanipuliert ist. Die Sau bekommt vor der Geburt ein Extraabteil, in dem sie sich drehen und wenden kann. Auch ein Nest kann sie bauen. Die Ökosau lebt in der Regel viereinhalb Jahre – und damit ein Jahr länger als die normale Stallsau. HG