Hard Hands

Der die Conga schlug: Der Schlagzeuger Ray Barretto, Mitbegründer und großer Star des Latin Jazz, ist tot

Gerade einmal vier Wochen ist es her, dass Ray Barretto für sein Lebenswerk den „Jazz Masters Award“ des National Endowment for the Arts erhielt, die höchste Auszeichnung, die ein amerikanischer Jazzmusiker bekommen kann. Zwei Tage später ereilte ihn der Herzinfarkt, von dem er sich nicht mehr erholen sollte. Vergangenen Freitag starb er in den Universitätsklinik von Hackensack, New Jersey. Der Preis aber war eine späte Auszeichnung für einen Musiker, der seit 60 Jahren mitmischte in der New Yorker Jazzszene, seine großen Erfolge aber im Salsa feiern konnte – und heute als einer der Begründer des Latin Jazz gilt.

Geboren wurde Ray Barretto 1929 in Brooklyn als Kind puertoricanischer Einwanderer. Als typischer Nuyorican wuchs er zwischen den beiden musikalischen Genres auf, die er später mitprägen sollte: dem Jazz der großen Swingorchester und der Latin Music von Machito. Von den späten Vierzigern an spielte Barretto genauso mit den Bebop-Architekten Charlie Parker und Dizzy Gillespie wie mit den großen Mambobands jener Tage: Er trommelte etwa für das Orchester Tito Puentes. Seit den Sechzigern spielte er für zahllose Aufnahmen des legendären Blue-Note-Labels die Conga, verfolgte parallel dazu aber seine Karriere als Bandleader: Schon eines seiner ersten Stücke, „El Watusi“, war ein Sensationserfolg, das erste Latinstück, das es in die Top 20 der US-Verkaufscharts schaffte. 1967 unterzeichnete er beim Fania-Label, dem Motown des Latin Sound, für die er dutzende von großartigen Alben wie „Hard Hands“, „Acid“ oder „Rican/Struction“ einspielte. 1990 erhielt er einen Grammy für „Ritmo En El Corazon“, ein Duett mit der Sängerin Celia Cruz.

76 Jahre ist Ray Barretto alt geworden. In Anbetracht einer immer hispanischer werdenden USA dürfte die Bedeutung seines musikalischen Erbes nur zunehmen. TOBIAS RAPP